Dieses Buch sollte jeder lesen, der sich traut, visionären Gedanken Raum zu geben. Jeder, der ein Herz für ein gelingendes Miteinander hat. Es ist inhaltlich anspruchsvoll und gleichzeitig sehr gut zu lesen.
Am Ende des Buches werden praktische Tools weitergegeben, die sich als hilfreich im Bereich eines Kulturwandels im Umgang miteinander gezeigt haben. Sie sind nicht nur in kirchlichen Kreisen, sondern in vielen Bereichen unserer Gesellschaft ausgesprochen zielführend. Es gefällt mir sehr, dass die Autoren ihre Gedanken als Anregungen, Vision und Herzensanliegen beschreiben. Nicht anklagend, nicht verurteilend. Es wird keinerlei Druck aufgebaut, sondern Lust gemacht, sich auf die Suche nach Verbundenheit mit anderen zu machen.
Es werden Hoffnungsbilder vor Augen gemalt, die sowohl realistisch als auch Horizont sprengend sind. Das Buch macht Mut. Die Inhalte regen an, sich mit ganzem Herzblut einzubringen, Verbündete zu finden, das eigene Denken erweitern zu lassen und eine neue Kultur im Umgang miteinander einzuüben. Die Autoren erlauben sich zu träumen, indem sie auf die vorhandenen Potentiale schauen und Ideen geben, wie diese sich entfalten können. Beschrieben wird eine Zukunft aus der Sicht des schon Erlebten. Von hinten gesehen, mit sehr anregenden Formulierungen und Beschreibungen. Gespeist sind die Gedanken von Erfahrungen, die jetzt schon hier und da im Lande erlebt und erprobt werden. So könnte es gelingen. Mir gefällt das Credo „Die Kirche ist um der Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um der Kirche willen“. Die Frage nach unseren Sehnsüchten, nach dem was Menschen wirklich brauchen, wird immer wieder betont. Es wird von schlankeren Hierarchien geträumt, kleineren Gremien und stärkerer Transparenz. Der mitarbeitende Mensch in einer Gemeinschaft wird als ganzer Mensch wahrgenommen, auch mit seinen Schmerz- und Herzensanliegen, die wahrgenommen werden dürfen.
Ausgesprochen anregend empfinde ich die Fragen zur Selbst- und Gruppenreflexion am Ende jedes Kapitels. Ebenso lassen zahlreiche Erfahrungsberichte aus dem Umfeld der Autoren die hoffnungsvollen Gedanken lebendig werden. Manches auch sehr ernüchternde aus der jetzigen Realität wird ebenso angesehen.
Sehr gute Fragen regen zum Nachdenken und Gespräch an. „Was fehlt, wenn Gott fehlt?“ ist eine davon, die eine zentrale Bedeutung hat. Richtig gut sind auch die 10 Impulse zur Gestaltung des Alltags im Erleben eigener Hoffnungserfahrungen. Im gemeinsamen Suchen und Hören auf Impulse, die der Geist Gottes gibt, wird immer wieder die Bedeutung der christlichen Grundlagen einbezogen. Grundsätzlich gilt aber der Tenor, dass wir alle voneinander lernen können, wenn wir das Verbindende gefunden haben und dem, was Gott in uns hineingelegt hat, auch Raum zur Entfaltung geben. Ganz egal aus welchem Hintergrund wir kommen.
Dieser Ansatz wird für manchen Leser eine echte Herausforderung sein. Das gewohnte Denken in bis dato gedachten Kategorien könnte gesprengt werden. Genau das macht dieses Buch so spannend.