Eine Frau wie Miss Bell passte nicht in das Bild einer gottesfürchtigen Mennonitin. Er konnte aber noch nicht genau sagen, woran das lag. […] Aber wie sollte er sie bechreiben? „Sie ist ein Vollblutpferd“, sagte er schließlich, „das versucht, sich als Maultier auszugeben.“ (S. 109)
Louisa verliert ihren langjährigen Arbeitsplatz als Sängerin in einem Saloon. Da sie von den Eskapaden ihres Bruders Bradley gehört hat, der als Soldat in einem Fort dient, macht sie sich auf die Reise zu ihm. Sie hofft auf eine Stelle im Fort, sodass sie ihrem Bruder helfen kann, wieder „in die Spur“ zu kommen und beim obersten Offizier, Major Adams, ein gutes Wort einzulegen. Unterwegs trifft sie auf eine mennonitische Gouvernante, die ebenfalls unterwegs zum Fort ist. Sie soll die Töchter des Majors unterrichten. Allergiebedingt muss sie jedoch umkehren und weist Louisa an, die Lehrbücher an ihrer Stelle zu überbringen. Kaum im Fort angekommen erfährt Louisa, dass sie als Sängerin nicht willkommen ist. Da man sie für die Gouvernante hält, packt sie die Gelegenheit beim Schopf und korrigiert dieses Missverständnis nicht.
Daniel Adams hat ziemlich viel um die Ohren mit seinen beiden Teenie-Töchtern. Sie zu beschützen, inmitten eines Lagers voller Männer, ohne Ehefrau. Mit einem Soldaten, der nur Blödsinn im Kopf zu haben scheint und zwei Indianerstämmen, die für Unruhen sorgen. Sehr erleichtert ist er, als endlich die Gouvernante im Fort eintrifft und sogar einen guten Draht zu seinen Töchtern hat.
Als Frau in einem männerdominierten Fort zu leben und zu arbeiten war ziemlich herausfordernd. Regina Jennings hat das Leben dort sehr gut beschrieben. Ich konnte wunderbar in die Handlung eintauchen, den lockeren und manchmal auch humorvollen Schreibstil genießen. Man hofft und bangt mit Louisa, dass die Scharade auffliegen könnte. Das hält die Spannung hoch und sorgt zugleich für ein paar Missverständnisse und Herzschmerz. Um den Schein zu wahren, muss Louisa sich teilweise sehr verstellen, sich das Schulwissen der Mädchen selbst beibringen. Man spürt, unter welcher Spannung sie steht.
Der Roman hat einen christlichen Hintergrund, der mehr zum Ende hin zum Tragen kommt. Louisa hat ein völlig falsches Bild von Gott, sieht sich als Sünderin und unwürdig. Der gläubige Daniel hilft ihr, die Wahrheit zu erkennen und zu begreifen. Diesen Prozess hätte die Autorin meiner Meinung nach etwas besser herausarbeiten können, weswegen ich einen halben Stern abziehe und 4,5 Sterne vergebe.
Die Liebesgeschichte ist wirklich süß und sehr romantisch, das Setting einerseits sehr abgelegen und dennoch nicht langweilig. Die perfekte Entspannungslektüre!