Kennen Träume kein Alter?

In der Mitte des Lebens kommt häufig die Midlife-Crisis. Dabei kann es ganz wunderbar sein, in die zweite Lebenshälfte zu starten. Wie das gelingt – darum geht es in „Träume kennen kein Alter“. Lesen Sie hier ein Interview mit der Herausgeberin.

Kennen Träume kein Alter?
Ellen Nieswiodek-Martin © Foto: Thorsten Indra
Liebe Ellen, Schöne Aussichten auf die zweite Lebenshälfte – so heißt das Buch im Untertitel. Warum fällt das vielen von uns so schwer, „in Würde“ zu altern?

Die Medien und auch die Gesellschaft stellen seit Jahrzehnten Jugendlichkeit, Fitness, gutes Aussehen und Themen  junger Leute in den Fokus. Das beeinflusst uns alle, bewusst oder unbewusst. Die Menschen, die heute über 50 sind, sind anders als die Generation ihrer eigenen Großeltern. Sie sind körperlich fitter, aktiver und trauen sich mehr zu. Zum Beispiel das Ehepaar im Ruhestand, das mit dem Wohnmobil um die Welt reist. Oder die Frau mit Ende 40, die nochmal studiert. Aber uns fehlen gute Vorbilder, wie man gelassen und fröhlich älter wird.

Das möchtest du mit Träume kennen kein Alter ändern?

Ja, hier finden sich sehr unterschiedliche Lebensentwürfe und Herangehensweisen für die zweite Lebenshälfte. Mutige Frauen – und auch ein paar Männer – erzählen von ihren Erfahrungen, von Veränderungen und Neuanfängen, aber auch vom Abschied nehmen und Loslassen.

Was ist der rote Faden dieser Geschichten?

Es gibt mehrere: Einerseits stammen alle Erfahrungsberichte von Menschen über 40, die offen und ehrlich von ihren Träumen, aber auch Niederlagen und Schwierigkeiten schreiben.
Außerdem glauben alle Autorinnen an Gott, sie kommen allerdings aus ganz unterschiedlichen Kirchen und christlichen Gemeinschaften. Alle Geschichten sollen Mut machen, optimistisch und erwartungsvoll in die Zukunft zu schauen. Gott als unser Schöpfer hat unsere Träume und Wünsche in uns hineingelegt. Sie gehören zu unserem Wesen. Es wäre doch schade, wenn wir sie nicht ernst nehmen, weil wir nicht mehr jung sind.

Frauen, die aus dem Supermodel-Alter raus sind, können sich zum Beispiel daran machen, „Models für innere Schönheit“ zu werden. Das ist ein Vorschlag aus dem Buch. Wie könnte das denn konkret aussehen?

Wenn wir Lebensphasen nach der Supermodel-Eignung einteilen würden, wäre äußere, vergängliche Schönheit unser Maßstab. Aber viel wichtiger ist doch, was ein Mensch ausstrahlt: Habe ich inneren Frieden? Bin ich mit meiner Geschichte und meinen So-Sein im Reinen? Kann ich mich annehmen mit meinen Grenzen und mit meinen Begabungen? Mich freuen über das, was mir geschenkt wurde? Und auch: Was kann ich anderen geben? Frauen in der Lebensmitte sind mit ihrer Lebenserfahrung wichtige Vorbilder für die jungen Frauen, die heute mehr denn je durch die Medien geprägt sind. Es gibt im Leben doch viel wichtigere Themen als unser Gewicht und das richtige Makeup. Die Autorin Anne Seidlitz hat in ihrem Artikel geschrieben: Wenn Gott den Menschen misst, legt er das Maßband nicht um die Taille, sondern um das Herz. Das finde ich einen wunderschönen und auch entlastenden Gedanken.

Du selbst hast nicht nur Texte fürs Buch gesammelt, sondern auch welche geschrieben. Und: du bietest eine „Löffelliste“ an – das musst du mal erklären ...


Die Löffelliste stammt eigentlich aus dem Film Das Beste kommt zum Schluss. Im Film erfahren zwei Männer, dass sie todkrank sind und legen eine Liste der Dinge an, die sie noch tun wollen, bevor sie „den Löffel abgeben“. Diese Idee habe ich aufgegriffen. Oft haben wir unser Leben ja eingerichtet und es ist bequem, alles so zu lassen wie es ist. Die Löffelliste kann eine Hilfe sein, um zu überlegen: Wenn ich wüsste, wann ich sterben muss, was würde ich vorher noch gerne tun, lernen oder sehen? Was möchte ich mit Menschen noch klären?

Und als kleines Fazit aus alledem: Welche Rolle spielt der Glaube fürs Älterwerden?


Bei Gott spielt das Alter keine Rolle. In der Bibel lesen wir, wie er jungen Menschen eine Aufgabe gibt, z.B. Maria oder dem jungen David. Aber auch ältere Menschen hat er für seine Pläne beauftragt: Abraham ist sicher das bekannteste Beispiel dafür, aber auch Mose und einige andere. Wer sich in Gottes Hand geborgen weiß, hat inneren Frieden und Gewissheit, dass er nicht alleine durch alles hindurchgehen muss. Gott lässt uns nie im Stich, auch nicht, wenn wir krank und schwach werden. Wer an Gott glaubt und die Bibel ernst nimmt, weiß, dass es nach dem irdischen Leben weitergeht. Wir können auf Gottes Versprechen vertrauen, dass kein Leid und keine Krankheit mehr sein werden. Dass es im Himmel keine Tränen geben wird, sondern Freude. Zu wissen, dass unsere offenen Fragen dort beantwortet werden, verändert das Lebensgefühl: Es gibt Hoffnung und Frieden und relativiert die Sorgen und Probleme, die wir uns vielleicht heute machen.

Die Fragen stellte DOMRADIO.

Hier wartet eine Leseprobe auf Sie.