Sarah Kaiser im Interview

Ich mag es bunt

Freiheit liegt in der Luft! So viel Leben, musikalische Freude und Abwechslung gibt’s nur bei Sarah Kaiser. Die Berliner Jazz-Sängerin präsentiert ihr neues Album „Freiheit – auf den Spuren Martin Luthers“.

Ich mag es bunt
Sarah Kaiser
Wir haben Sarah, die vielen bekannt ist durch ihr Album Gast auf Erden – Paul Gerhardt neu entdeckt, dazu ein paar Fragen gestellt.

So schön, Sarah, dass es wieder ein neues Album von dir gibt! Im Vorwort schreibst du, dass dich das Thema „Luther und Reformation“ gereizt hat ...

Ich bin evangelisch-kultur-christlich-humanistisch aufgewachsen, habe im Alter von zwanzig Jahren in England erst verstanden, was Jesus für uns getan hat und mein Leben bewusst Gott gegeben. 2017 feiern wir 500 Jahre Reformation in Deutschland. Da ich mit meiner Band seit Jahren sehr viel in evangelisch-lutherischen Kirchen Konzerte gebe und gerade die Paul-Gerhardt-Lieder in dieser Tradition stehen, war das jetzt fast eine logische Folge, sich mit dem Thema Reformation zu beschäftigen. Mich hat gereizt, ob und wie ich mich der Reformation musikalisch nähern kann.

Was an deinem Album besonders positiv auffällt ist die Vielfalt. Da reihen sich Variationen von Texten und Melodien Martin Luthers an Songs von dir und an Texte anderer Autoren ...

Ich mag es bunt. (lacht). Und ich wollte diesmal nicht ausschließlich bekannte Lutherlieder neu interpretieren. Unter uns: Luther war nicht der beste Dichter und die Lieder sind manchmal etwas eckig und sehr weit weg von unserer heutigen Wort- und Klangwelt. Da es also hier nicht um einen Dichter ging, sondern um ein Thema, wollte ich vor allem entdecken, was Reformation mit uns heute zu tun hat. Während der Produktion der Platte hatte ich manchmal Sorge, ob alles zusammen passen würde, aber jetzt finde ich, es passt wunderbar. Die Mischung gefällt mir.

Freiheit

Gemeinsam mit Christoph Zehender, Andreas Malessa und Natasha Hausammann begann die Arbeit an diesem Projekt. Neue ...

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Ist das Thema Reformation nicht schon veraltet?

Reformation ist ein Prozess, der – hoffentlich – nie aufhört. Das Thema kann also nicht veraltet sein. Hätte es die kirchliche Reformation vor 500 Jahren nicht gegeben, hätten wir heute vielleicht keine einheitlich deutsche Sprache. Wichtige Worte würden in unserem Wortschatz fehlen. Wir würden immer noch kein Wort von der Predigt verstehen und im Gottesdienst schweigen ... Und dabei denken, wir könnten uns in den Himmel kaufen.

Wenn du Martin Luther in diesem Moment eine Frage stellen könntest, wie würde sie lauten?

Oh. Da muss ich drüber nachdenken. Vielleicht: Warum hast du so ein negatives Bild von den Juden? Du kennst die Bibel doch intensiv, du müsstest es besser wissen. 

Neben einer Fülle an musikalischer Farbe und Funken begegnen uns auf dem Album auch melancholische Stücke. Der Song „Aus tiefster Not“ nimmt zur aktuellen Flüchtlings-Situation Stellung.

Dieses Lied ist angelehnt an Luthers „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Luther hatte damit den Psalm 130 vertont. Seine Melodie ist phrygisch – das hat einen orientalischen Sound. Zusammen mit dem Titel hat mich das sofort an die aktuelle Flüchtlingssituation erinnert. Und ich wollte einfach mal ein Lied aus einer anderen Perspektive schreiben, aus der Perspektive einer Geflüchteten. Es ist ein moderner Psalm geworden. David war ja auch ein Flüchtender.

„Meine Reformation“ ist ein Lied von dir. Wie kam es dazu?

Ich habe mich gefragt, was Reformation für mich bedeutet. Mir ging es eben nicht nur um die historische Bewegung, sondern auch um die Bedeutung dieses Wortes für mein Leben mit und vor Gott.



Gibst du uns ein paar Einsichten in den Titelsong „Freiheit“?

Ich hatte ein paar Texter eingeladen, für diese Platte Liedtexte für mich zu verschiedenen Themen der Reformation zu schreiben. Diesen Text hat die wunderbare Natasha Hausamman geschrieben, eine Schweizer Sängerin und Songwriterin. „Freiheit“ war eines dieser Themen, der Errungenschaften Luthers. Er hat das Buch „Die Freiheit eines Christenmenschen“. Darin macht er deutlich, dass wir, egal was unsere äußeren Umstände sind, in Gott frei sind. Ich finde, Natasha hat das ganz wunderbar in Worte gefasst und für mich passt es auch total gut, dass dies nun der Titelsong der Platte ist.


Ein Wort zu deinen musikalischen Begleitern ...

Samuel Jersak hat die Platte produziert und mit mir die Lieder komponiert und arrangiert. Ohne ihn wäre „Freiheit“ nicht das, was jetzt es ist. Dann ist da meine Band, die schon seit vielen Jahren mit mir live auf Tour ist. Und dann sind da noch die zwei musikalischen Gäste Moritz Brümmer und Ingo Hassenstein. Moritz habe ich kürzlich kennengelernt und hatte gleich die Idee, dass er mitspielen könnte, denn ich wollte unbedingt ein Cello auf der Platte haben.


Sarah Kaiser am Lutherturm in Wittenberg.



Wo kann man dich mit den neuen Songs live erleben?

In ganz Deutschland. Wir sind eigentlich immer unterwegs, vor allem im Reformations-Jubiläumsjahr 2017. Termine findest du auf meiner Website. www.sarahkaiser.de

Vielen Dank für das Gespräch und viel Segen für dich und das neue Programm.

Wencke Bates hat sich im Juli 2016 mit Sarah Kaiser unterhalten.
Im Auftrag von Gerth Medien.