Wenn schmerzvolle Themen heilen dürfen

Was passiert, wenn tiefer Schmerz auf die Schönheit des Evangeliums trifft? Fabienne Sita hat ein Buch darüber geschrieben. Es ist eine zutiefst bewegende Geschichte, in der sich jeder wiederfinden dürfte, der tiefen Schmerz kennt und sich nach Heilung sehnt.

Wenn schmerzvolle Themen heilen dürfen
Fabienne Sita © Sophia Lasson

Liebe Fabienne, dein Buch trägt den ungewöhnlichen Titel „Asche und Eden“. Was man mit Eden verbindet, ist klar, aber wofür steht die Asche?

Asche steht für den tiefsten Schmerz in meinem Leben. Sie ist ein Sinnbild für die Lebensbereiche, die sich tot anfühlen, für unsere abgebrannten Träume und Hoffnungen, aber auch für den Tod selbst. Asche beschreibt die Dinge, die zerbrochen oder ausgebrannt sind, und bei denen es unmöglich erscheint, dass sie wieder ganz, geschweige denn heil werden können.

Du beschreibst eine gleichnishafte innere Reise: Wie ist diese Geschichte entstanden?

Ich befand mich im dunkelsten Tal meines Lebens. Der Schmerz über einen bitteren Verlust und all meine unerhörten Gebete standen wie eine Mauer zwischen mir und Gott. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Trotz meines inneren Ringens mit Gott, spürte ich, dass er der einzige Weg heraus aus diesem Tal ist. Doch lange Zeit schien er zu schweigen. Dann, an einem normalen Samstagnachmittag, saß ich erschöpft auf dem Sofa und schloss die Augen. Plötzlich tat sich vor meinen inneren Augen ein Bild auf, und eine Geschichte spielte sich ab. Es war der Start einer außergewöhnlichen Reise, die über mehrere Monate hinweg in meinen Gebetszeiten immer weiter fortgesetzt wurde. Vielleicht würde ich es so erklären: Der Heilige Geist hat sich meiner Kreativität und Fantasie bedient und in Zusammenarbeit mit ihr diese Geschichte gewoben. Ich kann es nicht genau erklären, ich weiß nur, dass mich diese innere Reise so bewegt und innerlich verändert hat, dass ich sie mir niemals selbst hätte ausdenken können.

In der Geschichte besuchst du zusammen mit dem „Mann in Weiß“, der dir schon im Buch Die Treppe begegnet ist, fünf unterschiedliche Häuser, die je für ein Lebensthema stehen, mit dem du immer wieder kämpfst. Welche Themen sind das?

Das erste Haus stand für das Thema Angst. Es war ein steiler Einstieg, denn dieses Thema war so groß, mit so viel Schmerz verbunden und nahezu omnipräsent, dass ich mich fürchtete, überhaupt näher hinzusehen. Aber ich spürte, dass ich mich mit meiner Angst auseinandersetzen musste, um weiterzukommen. Die anderen Häuser standen für Neid, Kontrolle, Täuschung und Minderwertigkeit. Bei jedem Thema erkannte ich Dinge, die mich immer wieder limitierten und mir das Leben in Fülle raubten. Durch den Mann in Weiß und die bildhaften Erlebnisse gewann ich jedoch neue Erkenntnisse und Sichtweisen. So wurde Schritt für Schritt meine Heilung und Wiederherstellung möglich.




Deine Reise beginnt mit der Zusage „Siehe, ich mache alles neu“. Wie sieht dieses Neue aus, was du bekommen hast?

Auf den ersten Blick hat sich mein Leben kaum geändert. Ich wohne am selben Ort, ich schlafe keine Nacht durch und habe nach wie vor Herausforderungen in meinem Alltag. Aber tief in mir drin hat sich etwas absolut Elementares verändert: Das Fundament, worauf ich stehe, mein Denken, Fühlen und mein ganzes Sein, wurde erneuert. Und da sich dieses Fundament verändert hat, spüre ich immer mehr, wie meine Liebe für mich, meine Nächsten und Gott wächst. Ich bin geduldiger, zufriedener und innerlich ruhiger geworden, habe weniger Sorgen und Ängste. Und so erlebe ich, dass trotz ähnlichen Umständen „alles neu“ geworden ist.

Hat sich dein Gottesbild verändert seit deiner erneuten „Reise“ mit dem „Mann in Weiß“?

Ja absolut. Anders als in meinem Buch „Die Treppe“, bin ich nicht den Weg „hinauf“ zum Thronsaal Gottes gegangen, sondern Gott kam zu mir herunter, mitten in meinen tiefsten Schmerz. Und dort, in all diesem Zerbruch, hat er mir das Leben in Fülle gezeigt. Gott ist für mich noch nahbarer und persönlicher geworden. Ich habe ein Hauch von seiner unendlichen Kreativität und seinem Sinn für Schönheit gesehen und gleichzeitig noch tiefer erlebt, wie groß seine Liebe ist.

Was bedeutet es für dich, „heil“ zu sein?

In dieser Welt wird es immer Dinge geben, die nicht gut und vollkommen sind. Dennoch sind unsere Sehnsucht und unser Streben danach so groß. „Heil zu sein“ bedeutet für mich, trotz der Unvollkommenheit und der Schwere, die das Leben manchmal beinhaltet, Gott mehr und mehr zu glauben und zu vertrauen. Denn wenn wir tatsächlich glauben, dass Gott es gut mit uns meint und mit uns ist, erleben wir auch auf dieser unvollkommenen Erde ein Stückchen Eden.

Gott ist ein Gott, der nur ein Wort sprechen könnte, und unsere Seele ist gesund. Du wurdest auf einen langen Weg der Heilung geschickt. Würdest du sagen, dass – so schmerzhaft wie sie auch war – eine Gnade auf diesen langen Heilungswegen liegt?

So sehr ich mir damals den einfachen Weg gewünscht habe und ihn mir wahrscheinlich auch in Zukunft wünschen werde, bin ich dennoch gerade in diesem schmerzhaften Zerbruch und den langen Prozessen der Heilung so einer tiefen und wahren Schönheit begegnet, wie niemals zuvor. An meinem eigenen Leben zu sehen, wie Gott aus einem Haufen Asche ein Stückchen Eden erschaffen konnte, berührt mich zutiefst. In den tiefen und schmerzhaften Prozessen liegen oft wahre Schätze verborgen.

Wenn du dir eines wünschen könntest, was dein Buch bei seinen Lesern und Leserinnen bewirkt, was wäre das und warum?

Mein größter Wunsch ist es, anderen Mut zu machen, sich ebenfalls auf diese Reise zu begeben. Eine Reise, die sicherlich herausfordernd ist, aber so viel Leben, Schönheit und Freiheit bereithält, dass es sich lohnt, den Schritt zu wagen. Denn ich glaube, dass eine Begegnung mit dem Einen, der alles in seiner Hand hält und uns trotz unserer Unvollkommenheit so sehr liebt, das Wundervollste ist, was uns passieren kann. Und genau das wünsche ich mir, dass dieser „Eine“ meinen Lesern und Leserinnen auch durch meine Geschichte begegnet …

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Fabienne Sita war zu Gast in unserem Flügelverleih-Podcast. Hören Sie doch mal rein. Hier – oder überall da, wo es Podcasts gibt.