Melanie Wolfers über die Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein

Wege zu einem völlig neuen Selbstbild

Wege zu einem völlig neuen Selbstbild
„Hey, sei nicht so hart zu dir selbst“, singt Andreas Bourani in seinem Song „Hey“. Sicherlich kennen auch Sie Situationen, in denen Sie sich selbst nicht verzeihen oder sich Ihre Schwächen nicht nachsehen können. Melanie Wolfers lädt in ihrem Ratgeber Freunde fürs Leben dazu ein, endlich Freundschaft mit sich selbst zu schließen. Welche positiven Auswirkungen dies hat, hat die in Wien lebende Autorin uns im Interview verraten.

Welche Beobachtungen haben Sie dazu veranlasst, sich mit dem Thema „Freundschaft mit mir selbst“ auseinanderzusetzen?


In meiner beratend­-seelsorgerlichen Tätigkeit fällt mir zunehmend auf, wie oft wir Menschen uns selbst im Weg stehen. Wir erwarten von uns selbst zu viel und glauben, dünner, erfolgreicher oder sonstwie anders sein zu müssen. Jeder Aspekt des Lebens scheint genügend Zündstoff zu bieten, um mit sich im Clinch zu liegen. Und auch ich selbst finde es manchmal ziemlich anstrengend, ich zu sein …

Daher habe ich mich gefragt: Wie können wir besser klarkommen und Freundschaft schließen mit uns selbst? Ich bin davon überzeugt, dass dies zum Wichtigsten im Leben gehört! Denn schließlich sind wir selbst der Mensch, mit dem wir vom ersten bis zum letzten Atemzug zusammenleben.

Wie muss ich mir eine Freundschaft mit mir selbst vorstellen?

Ein guter Freund oder eine echte Freundin ist ein Mensch, der sich für einen interessiert und auf den man sich verlassen kann, egal was gerade passiert. Die Freundschaft mit sich selbst funktioniert ganz ähnlich: Mit sich selbst befreundet zu sein bedeutet, dass wir uns selbst etwas wert sind und dass wir uns in dieser Haltung auf unser Leben mit all seinen Aspekten einlassen. Das meint zum Beispiel im Hören auf die Signale des Körpers, der nach Erholung lechzt, anstatt pausenlos funktionieren zu müssen, und auf die Sprache der Gefühle.

Indem wir innerlich Frieden schließen mit dunklen Kapiteln der eigenen Vergangenheit – etwa mit Beziehungsverletzungen oder eigener Schuld –, anstatt dass wir uns auf Dauer an ihnen wund reiben. Und indem wir uns auf unsere Stärken besinnen und ein Gespür für das entwickeln, worauf es uns ankommt. Sie sehen: Die Freundschaft mit sich selbst betrifft alle Bereiche unseres Alltags und bewirkt, dass wir heimisch werden im eigenen Leben.

Welche Rolle spielt dabei der Glaube, die Spiritualität?

Die gesellschaftlich konditionierten Ängste „Ich bin nicht gut, reich, schön … genug“ entspringen oft auch einer spirituellen Krise. Wenn ich ahne, dass ein göttliches Du mich und alle Menschen von Grund auf bejaht, dann befreit das von dem irrsinnigen Druck, sich selbst optimieren zu müssen. Dann reift ein tragfähiges Ja zu mir selbst heran. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ein glaubender Mensch erfährt nichts anderes als andere Menschen, aber er erfährt es anders. Situationen und Erfahrungen dürfen fremd und schmerzhaft bleiben – dank der Hoffnung, dass jenseits aller Dinge ein Herz ist, das alle Widersprüche vereinen kann.

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