Dorothea Morgenroth

Dem Gestern auf der Spur

Vergebung hat ihren Preis. Doch der ist niemals zu hoch. Das ist die Botschaft des neuen Romans von Dorothea Morgenroth. Darüber und über ihre Vorliebe für das 19. Jahrhundert haben wir uns mit ihr unterhalten.

Dem Gestern auf der Spur
Dorothea Morgenroth
 
Liebe Frau Morgenroth, inzwischen erscheint mit Das Licht im Fenster Ihr dritter Roman. Wie lange haben Sie an diesem Buchprojekt gearbeitet?

Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung dauerte es ein Jahr, die reine Schreibphase betrug etwa sieben Monate davon.

Das Thema Vergebung und Versöhnung zieht sich wie ein roter Faden durch Ihren neuen Roman. Ergab sich dies beim Schreiben oder ist das Ihr Herzensanliegen und stand schon bei der ersten Zeile fest?

Richtig, dieses Thema stand schon bei der ersten Zeile fest. Ich wollte darstellen, wie sich unbedachte, heftige, im Zorn ausgesprochene Worte auswirken können, welche Folgen sie nach sich ziehen. Ein liebloses Wort ist wie ein spitzer Pfeil, der sein Ziel durchbohrt, oder wie es im Jakobusbrief heißt: „So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, welch kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an!“ Und hat der Pfeil sein Ziel erreicht, ist der Wald erst einmal in Brand geraten, dann sind Aussprache und Vergebung der einzige Weg zur Aussöhnung. Der einzige Weg dazu, einander auch in Zukunft offen und in Freundlichkeit zu begegnen, statt sich, wie es im Roman geschieht, für den Rest seines Lebens aus dem Weg zu gehen …

Das Licht im Fenster

Buch - Gebunden

Mitte des 19. Jahrhunderts: Die abenteuerlustige 18-jährige Charlotte aus Deutschland nimmt die Stelle als ...

14,99 €
Inkl. 7% MwSt., zzgl. Versandkosten

Nicht lieferbar

Haben Sie persönlich Situationen erlebt, bei der sich zwei Parteien so weit von
einander entfernt hatten, dass Vergebung unerreichbar schien?

Nein, bis jetzt habe ich selbst keine derart ausweglos erscheinende Konfliktsituation erlebt, wie ich sie im Roman beschreibe. Doch ich habe vier heranwachsende Kinder, da sind Interessenskonflikte und Auseinandersetzungen unvermeidlich. In diesen Situationen muss jede Partei, Eltern wie Kinder, lernen, um Vergebung zu bitten und auch Vergebung auszusprechen. Ohne meinen Glauben, ohne Jesus, wäre mir das unmöglich. Doch er selbst hat uns Vergebung vorgelebt: Am Kreuz vergibt er seinen Peinigern, er vergibt mir mein persönliches Versagen, und er zeigt uns im Vaterunser auf, dass auch wir einander vergeben sollen und dürfen. Von diesem Beispiel will ich mich inspirieren lassen.
 

Eine der Protagonistinnen im Buch ist die 18-jährige abenteuerlustige Deutsche Charlotte. Sind Sie auch ein Mensch, der gerne Abenteuer erlebt?

Ich muss gestehen, im Allgemeinen überlasse ich die Abenteuer lieber meinen Romanfiguren. Die großen zumindest. Bei kleineren Abenteuern mache ich eher mal eine Ausnahme.

Was ist Ihnen in bleibender Erinnerung geblieben?

Ich bin seit vielen Jahren viel mit Kindergruppen draußen unterwegs, da gerät man schon gelegentlich in abenteuerliche Situationen. Beispielsweise übernachteten wir einmal auf einem Heuboden, zwei Stockwerke unter uns befand sich das Vieh. Draußen gewitterte es, aber wir fühlten uns trocken und geborgen. Wir kuschelten uns in unsere Schlafsäcke, beteten um Bewahrung – und kaum hatten alle amen gesagt, schlug der Blitz in die Scheune ein. Wir sahen, wie das Feuer an den elektrischen Leitungen direkt über unseren Köpfen entlanglief, im Stall unter uns tat es einen gewaltigen Schlag, und sämtliche Kinder purzelten auf die lange Leiter zu, die nach unten führte. Sie können mir glauben, auch wenn die Scheune nicht lichterloh brannte, sondern nur schwelte, und das einzige Opfer einer der Stiere aus dem Stall unter uns war (er hatte den lauten Schlag verursacht), fanden wir in dieser Nacht nicht mehr viel Schlaf – und keiner von uns hat dieses Abenteuer jemals vergessen!     
 
Alle Ihre bisherigen Bücher haben einen Bezug zu vergangenen Zeiten und besonders zum 19. Jahrhundert. Was fasziniert Sie an dieser Zeit?

Die Lebensweise der Menschen. Ich denke, sie lebten intensiver als wir heute, weniger hektisch. Schon allein wegen der langsameren Fortbewegungsmöglichkeiten überlegte man sich sehr genau, welche Wege und Termine wirklich nötig waren und welche nicht. Sie lebten tiefer verbunden mit der Natur, den Jahreszeiten. Der Einzelne war deutlich weniger abhängig von technischen Errungenschaften. Es gab viel weniger Ablenkung oder Unterhaltungsmöglichkeiten, sodass man die wenigen Gelegenheiten umso intensiver nutzte und genoss … Kurz gesagt, es sind viele Details, die da zusammenkommen und für mich den Reiz des damaligen Lebens ausmachen.
 
Welche Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts hätten Sie gerne einmal persönlich getroffen und näher kennengelernt?

Abraham Lincoln. Er war ein einfacher Farmersjunge mit sehr begrenzten Bildungsmöglichkeiten, und dennoch veränderte er mit seinem Leben Hunderttausende anderer Menschenleben, ja das Gesicht einer ganzen Nation. Ich hätte ihn gerne als Privatmenschen kennengelernt, ihn im Umgang mit seiner Familie gesehen und gehört, wie er mit Gott spricht.
 
Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht schreiben?


Wie schon vorher angeklungen bin ich gerne im Freien, arbeite im Garten oder entspanne mit einem guten Buch. Außerdem zeichne ich sehr gerne, verbringe Zeit mit meiner Familie oder reise. Letzteres ist dabei leider viel zu selten der Fall.

© Gerth Medien 2014

Neugierig geworden? Dann lesen Sie doch gleich mal rein!

  Hier geht es zur Leseprobe.