John & Stacy Eldredge

Jede Ehe steht unter Beschuss

Aus viel zu vielen Liebesgeschichten voller Romantik wird häufig ein verzweifelter Kampf. Doch das ist nicht die Idee hinter der Ehe! Denn die Ehe ist ein Teil des großen Abenteuers Gottes mit dieser Welt ist.

Jede Ehe steht unter Beschuss

Wie sind Sie darauf gekommen, ein Buch über die Ehe zu schreiben?

Stacy: Wir sind immer wieder von Leuten darauf angesprochen worden. Und um ganz ehrlich zu sein: Gott hat uns immer wieder auf dieses Thema gestoßen. Ihm sind Ehen unglaublich wichtig. Wenn wir unser Umfeld betrachten, kennen wir kein einziges Ehepaar, das nicht durch schwierige Zeiten gegangen ist. Unser Wunsch ist es, anderen Paaren Hoffnung und Ermutigung zu spenden. Wir sind keine Experten in Sachen Ehe, aber wir sind seit langer Zeit Christen und seit vielen Jahren verheiratet und wir möchten unsere Erfahrungen mit unseren Lesern teilen.

War es nicht herausfordernd für Sie, in Vorbereitung auf das Schreiben des Buches Ihre eigene Ehe genauer unter die Lupe zu nehmen?

Stacy: Es war heraufordernd! Und es hat vieles, was in unserer Ehe verborgen war, ans Licht gebracht. Eines Abends sind wir nach einem Abendessen, bei dem wir uns heftig gestritten haben, nach Hause gefahren. Ich erinnere mich noch genau, wie John damals sagte: „Genau aus diesem Grund will ich kein Buch über die Ehe schreiben.“ Bevor wir mit diesem Projekt begannen, ging es uns doch so gut. Aber Gott hat unsere Ehe gewaltig in Aufruhr gebracht und wir haben viele Dinge wahrgenommen, über die wir Schreiben mussten. Es war uns wichtig, beim Schreiben absolut ehrlich und integer zu sein. Wir sind beim Betrachten und Aufarbeiten unserer Ehe sehr in die Tiefe gegangen.

John: Dies ist wahrscheinlich das ehrlichste und offenste Buch, das ich jemals geschrieben habe, und das will schon was heißen! Wir zeigen uns von unserer verletzlichen Seite. Ich denke, das ist der einzige Weg, Menschen wirklich zu helfen. Wir mussten absolut ehrlich mit dem umgehen, was wir durchgemacht haben, damit andere daraus lernen und von unseren Erfahrungen profitieren können.

Stacy:
Während wir das Buch schrieben, haben wir mit einem jungen Ehepaar gesprochen. Sie erzählten uns, dass sie eine großartige Ehe hätten und alles wunderbar liefe in ihrem Leben. Deshalb haben sie überlegt, in ihrer Gemeinde eine Arbeit für Ehepaare zu beginnen. Wir sagten ihnen, das dies unserer Meinung nach nicht ihre Berufung sei. Es ist sinnvoller, wenn Menschen diese Arbeit tun, die selbst durch harte Zeiten gegangen sind und Schwierigkeiten in ihrer Ehe hatten. Um dann anderen zu erzählen, wie Gott in ihre Situation eingegriffen und ihnen da raus geholfen hat.

Wie sind Sie auf den Titel Ihres Buches gekommen? (Anm. des Übers.: Im amerikanischen Original heißt das Buch Love and War, also Liebe und Krieg.)

John: Das Thema Liebe und Krieg kommt immer wieder zum Vorschein. Es ist erstaunlich, wie viele Geschichten und Filme – angefangen von Märchen bis hin zu biblischen Geschichten – diesen Widerspruch beinhalten. Egal ob Liebesfilm oder Actionthriller: Das Mädchen und der Junge haben einen großen Kampf auszutragen, damit sie „glücklich bis an ihr Lebensende“ leben können. In diesen Geschichten wird den Helden eine Menge abverlangt. Darum lieben wir diese Geschichten! Die Hauptpersonen müssen sich aufraffen und über sich selbst hinauswachsen.

Aber die meisten haben diesen Zusammenhang nicht verstanden. Auch ihre eigene Geschichte ist ein solches Abenteuer. Sie befinden sich in einer Liebesgeschichte, die sich inmitten eines Kampfgeschehens abspielt. Beide Partner müssen sehen, wie sie mit diesen täglichen Schlachten klarkommen. Das ist ein Schlüsselgedanke: Tipps und Prinzipien für eine gelungene Ehe greifen viel zu kurz. Als Ehepaar bastelt man nicht nur an den Einstellungen und Ausrichtungen einer Ehe herum. Man findet sich als Paar inmitten eines großen Krieges wieder! Darum geht es im Christentum. Jede Ehe steht unter Beschuss, und wenn wir das nicht verstehen, verstehen wir den Sinn der Ehe nicht. Wenn negative Dinge in unseren Ehen passieren, machen wir entweder den Partner oder Gott dafür verantwortlich.

Stacy: Ich habe lange darüber nachgedacht, wie wichtig es für Paare ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Für beide Partner ist es grundlegend, die eigene Identität in Gott zu finden und sich der eigenen Zerbrochenheit bewusst zu werden, um Heilung zu finden. Sich Gott auszusetzen, demütig zu sein und zu Jesus zu kommen, damit sie lernen, was sie brauchen, um zu dem Menschen zu werden, der sie sein sollen. Für beide Partner ist es notwendig, das zu verstehen. Eine andere Sache, die mich lange beschäftigt hat, ist, wie wichtig Gott die Ehe ist. Und wieviel ihm Ehen wirklich bedeuten.

John:
Dieser Gedanke ist von grundlegender Bedeutung. Als ich dieses Buch schrieb, habe ich verstanden, dass die Bibel mit einer Ehe beginnt und mit einer Ehe endet. In 1. Mose finden wir die erste ursprüngliche Ehe. Wenn man zum Ende der Bibel blättert, lesen wir von der Braut Christi und dem Hochzeitsmahl des Lammes. Als Mann habe ich das nie verstanden. Ich habe nicht im Blick gehabt, welche zentrale Rolle die Ehe in der Bibel spielt.

Diese Wahrheit ist für viele Männer wichtig. Frauen sind Gottes Geschenk an die Welt! Frauen sind diejenigen, die dafür sorgen, dass Beziehungen Priorität haben. Männer sind dafür geschaffen zu erobern, Kämpfe auszutragen und zu erschaffen. Es war wirklich hilfreich für mich zu erleben: „Warte mal kurz. Diese Ehe-Sache ist weitaus wichtiger als ich bis dato dachte.“

Ein Kapitel hat die Überschrift Wie man einen richtig guten Streit ausficht. Wie sieht das bei Ihnen aus?

John: Der Schlüssel hier ist die Erkenntnis, wer der wirkliche Feind in unserem Kampf ist. Viele verstehen nicht, auf welche Weise der Feind in unsere Ehen eingreift. Wenn du nicht weißt, dass es einen Feind gibt, wird der eigene Partner zum Feind. Dabei muss der Parter gar nichts dafür tun. Man kann an den Punkt gelangen, wo der andere einfach den Raum betritt und du das Gefühl hast, du begegnest einem Feind. Wir wollen entlarven, auf welche Wege der Widersacher unsere Ehen beeinflusst. Es gibt Sätze, die einem nach einem Streit durch den Kopf gehen. Sätze wie „Er wird sich nie verändern.“, „Sie wird mich niemals verstehen.“, „Er wird das immer wieder tun“. Wir stimmen innerlich diesen Anklagen zu, aber wir begreifen nicht, dass wir damit Satan zustimmen. Jedes Ehepaar hat damit zu kämpfen, aber nur wenige verstehen, von wem diese Einflüsterungen kommen. Wenn wir diesen Punkt nicht begreifen, wird der eigene Partner immer wieder von uns angeklagt werden.

Stacy: Es kann große Heilung hervorbringen, wenn wir erkennen, dass wir nicht gegen unseren Partner kämpfen.

Hatten Sie das Gefühl, es sei notwendig, über Sex zu sprechen?

Stacy: Sex ist absolut wesentlich für eine Ehe. Es ist die körperliche Vollendung dessen, war wir als Paar darstellen. Aber will ich darüber sprechen? Auf gar keinen Fall!

John: Es ist wichtig, darüber zu reden. Wir sollten oft Sex haben und es auf eine Weise tun, die beiden Freude bereitet. Wir begleiten einige junge Paare seelsorgerlich. Es ist erstaunlich, wie viele von ihnen mit Sexualität zu kämpfen haben. Diese Paare haben eine erfüllte Ehe, sie lieben Jesus, und leben als Christen und dennoch haben sie Probleme damit. Obwohl unsere Gesellschaft mit Sex überladen ist, ist es in einer Ehe nicht leicht, Sex zu haben. Es ist in vielen Fällen ein schwieriges Thema und man kann dabei durch wirklich harte Zeiten gehen.

Paare wollen nicht gerne über Sexualität sprechen. Aus diesem Grund haben Stacy und ich uns verwundbar gemacht und darüber geschrieben, was wir in den letzten Jahren gelernt haben. Einen Punkt, den wir im Buch beschreiben, ist, wie wichtig es ist, gemeinsam für guten Sex zu beten. Wir haben festgestellt, dass viel Heilung und Erlösung dadurch entstehen kann.

Stacy:
Sexualität ist der Kern des Mannseins und des Frauseins. Wenn es Schwierigkeiten in einer Ehe gibt, dann wird es nicht lange dauern, bis diese im Schlafzimmer bemerkbar sind.

Was haben Sie beim Schreiben des Buches über den anderen gelernt?


John: (lacht) Ich bin gespannt, was Stacy antwortet, weil wir das noch nie in einem Interview gefragt worden sind. Eine Sache, die mir bewusst wurde, ist, dass ein Großteil meiner Energie für meine Arbeit und meinen Kampf in der Welt da draußen verbraucht wird. Ich beschäftige mich mit Fragen wie: „Komme ich voran?“, „Mache ich Fortschritte?“, „Bewirke ich etwas in Gottes Reich?“, „Bin ich in der Lage, für meine Familie zu sorgen?“. In allen diesen Dingen ist es leicht, meine Frau außen vor zu lassen. Während wir dieses Buch gemeinsam schrieben, habe ich einige großartige Fähigkeiten an Stacy wahrgenommen. Sie kann sich wunderbar ausdrücken, sie ist sehr einfühlsam. Wenn wir dieses Projekt nicht gemeinsam angegangen wären, hätte ich diese Fähigkeiten vielleicht nie bemerkt.

Stacy: Die meisten unserer Leser wissen, dass John ein großartiger Autor und Redner ist. Was ich bemerkenswert finde ist, dass John mir Raum gelassen hat. (Stacy richtet sich an ihren Mann.) Ich bin kein sehr guter Autor und du kannst fantastisch schreiben, und dennoch hast du mich meine Gedanken formulieren lassen und deine Finger davon gelassen. Du hast deine perfektionistische Tendenz in Schach gehalten, um mir Raum für meine eigenen Gedanken zu geben.

Außerdem habe ich gelernt, dass du mich brauchst. Ich verstehe immer mehr, wie sehr Männer Frauen in ihrem Leben brauchen. Egal, ob sie verheiratet sind oder nicht, Frauen werden von Gott gebraucht, damit Menschen auf die Weise verändert werden, die Gott vorgesehen hat.

© New Man eMagazine

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von John und Stacy Eldredge.