Dieser Romanklassiker kann Leben verändern

Francine Rivers zählt seit vielen Jahren zu den renommiertesten Roman-Autoren. Lesen Sie hier, wie die Bücher das Leben von Esther Middeler geprägt haben.

Dieser Romanklassiker kann Leben verändern
Francine Rivers
Ich bin gerade mitten in meinem ersten (und vermutlich einzigen) Re-Read-Jahr. Das bedeutet, ich habe mir selbst das Ziel gesetzt, in diesem Lebensjahr möglichst nur Bücher zu lesen, die ich bereits mindestens einmal gelesen habe.

Nun sollte man wissen, dass ich als Lektorin und Übersetzerin beruflich viel mit Büchern zu tun habe und außerdem seit der 3. Klasse eine absolute Leseratte bin. Lesen ist mein Mittel der Wahl, um runterzukommen. Man gebe mir eine ruhige Viertelstunde und ein Buch … et voila, ich bin entspannt!
Ehrlich gesagt war ich selbst gespannt, wie es werden würde, nur noch Bekanntes zu lesen. War Langeweile da nicht vorprogrammiert? Würde ich es überhaupt aushalten, ein ganzes Jahr lang all die ungelesenen Bücher in meinen Regalen weiter warten zu lassen? Könnte ich mich nach wie vor beim Lesen so gut entspannen?

Wie es meinem Charakter entspricht, ging ich geplant vor: Ich setzte mir ein Datum (meinen Geburtstag) und stellte mir einen Stapel aus Romanen und Sachbüchern zusammen, die ich in den kommenden 12 Monaten gern lesen wollte. Nun ist bereits fast ein halbes Jahr vergangen und zu meinem eigenen Erstaunen ist eine Autorin überproportional in meinen tatsächlich gelesenen Büchern vertreten: Francine Rivers.

Die Werke dieser so begabten US-amerikanischen Autorin, die spät zum Glauben kam, begleiten mich schon seit über zwei Jahrzehnten und sind mir heute kostbarer denn je. Das erste Buch, das ich in diesem Re-Read-Jahr bewusst las, war Die Liebe ist stark. Ich hatte mir das Original 2006 in meinem Auslandssemester in England gekauft und es hat meine Beziehung zu Gott umgekrempelt. Es war das erste Buch, das Francine Rivers nach ihrer Bekehrung schrieb. Sie war vorher eine erfolgreiche Autorin gewesen, doch anschließend hatte sie eine lange Schreibblockade. Nichts funktionierte mehr. Die Worte flossen nur noch sehr spärlich und sie dachte darüber nach, das Schreiben ganz an den Nagel zu hängen.

Da sprach Gott auf einmal durch die Geschichte des alttestamentlichen Propheten Hosea zu ihr. Seine Lebensgeschichte war ein Bild für die Geschichte Gottes mit seinem Volk – er heiratete auf Gottes Geheiß hin eine Hure, bekam Kinder mit ihr, aber sie verließ ihn immer wieder, um zu ihrem alten Leben zurückzukehren. Diese Geschichte wurde der Ausgangspunkt für Die Liebe ist stark, einen bewegenden Roman, der zur Goldgräberzeit spielt, und sich um die Prostituierte „Angel“ und Michael Hosea dreht, der sie zur Frau nimmt.

Mit Anfang zwanzig verstand ich durch dieses Buch zum ersten Mal, dass Gott sich eine Beziehung auf Augenhöhe mit uns wünscht. Ja, er ist der Retter, ja, er ist unser Herr – aber er ist auch der Gott, der uns ganz nah kam, der uns umwirbt, der uns seine „Braut“ nennt. Dieser Jesus hat mein Herz durch Die Liebe ist stark neu erobert.

Später las ich alles von ihr, was ich in die Finger bekam. Die Hadassa-Trilogie, die zur Zeit der ersten Christen spielt. Leotas Garten, in dem es um das nach wie vor so aktuelle Thema Sterbehilfe geht. Ein verzehrendes Geheimnis, das tief in die Geschichte schottisch-amerikanischer Einwanderer eintaucht und meisterhaft die Kraft der Vergebung vor Augen führt. Ihre Buchreihe über die fünf Frauen im Stammbaum Jesu, auf Deutsch als Saat des Segens veröffentlicht, sowie das „männliche Pendant“ dazu über fünf Männer der Bibel, die eher in der zweiten Reihe standen.

Neu bewegt hat mich in den letzten Monaten auch Sierra – Der rote Faden des Lebens. Hierin werden im Wechsel die Geschichten zweier Frauen erzählt, die mehrere Jahrhunderte auseinander liegen und auch nur lose miteinander verwandt sind. Die eine lebt im Heute, die andere zu der Zeit, als die ersten Siedlertrecks von der Ostküste Nordamerikas in den Westen aufbrachen. Was sie verbindet, ist der innere Kampf, den sie führen. Eine bewegende Geschichte darüber, was echte Freiheit ist und wie Beziehungen gelingen können.

Was man wissen sollte: Francine Rivers´ Bücher sind für Erwachsene geschrieben. In den meisten ihrer Werke wird auch Sexualität beschrieben – die Schönheit darin, aber auch der Schrecken, wenn ihr Gewalt angetan wird. Das erste Buch, das ich von ihr las, Der die Schuld vergibt, beginnt mit einer Vergewaltigung, und ich war rückblickend mit 16 Jahren noch zu jung für dieses Buch, da ich in dieser Hinsicht sehr behütet aufgewachsen bin.

Ich habe außerdem in diesem Re-Read-Jahr noch So stark wie das Leben gelesen, eine zeitlose Geschichte über einen Pastor und seine Frau, die eine kleine, sterbende Kirche in einer Kleinstadt übernehmen und zu neuem Glanz führen – aber um welchen Preis? Ein echter Weckruf und aktueller denn je.

Und natürlich darf an dieser Stelle auch die zweiteilige Familiensage Die Sehnsucht ihrer MutterDie Hoffnung ihrer Tochter nicht fehlen. Darin verarbeitet sie Teile ihrer eigenen Familiengeschichte zu einem wahren Meisterwerk, das wirklich erst im zweiten Teil zu einem würdigen Finale kommt. Zutiefst bewegend!

Überhaupt – keine Autorin, die ich kenne, kann ihre Geschichten so gekonnt enden lassen wie Francine Rivers. Viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen beenden ihr Buch an dem Punkt, wo endlich alles gut wird für die Hauptfigur oder die beiden Hauptpersonen, die zueinander finden. Über das Wie schweigen sie sich meist aus. Aber nicht meine Lieblingsautorin! Man sieht das sehr schön in Die Liebe findet dich oder eben auch Die Liebe ist stark. Denn zu lernen, in Freiheit zu leben, ist fast genauso wichtig wie Freiheit zu finden.

Falls Sie Francine Rivers noch nicht kennen, so kann ich Ihnen Ihre Bücher nur ans Herz legen. Und falls Sie sie bereits kennen: Lesen Sie noch mehr von ihr! Es lohnt sich.
Esther Middeler


Esther Middeler ist seit über zehn Jahren als freie Lektorin und Übersetzerin für zahlreiche Unternehmen und Verlage tätig. Autoren auf dem Weg zum eigenen Buch zu begleiten macht ihr viel Freude – ob für Verlage oder für die Veröffentlichung im Selfpublishing. Mehr über sie und ihre Projekte erfahren Sie auf www.middeler.com oder auf Instagram: #lektorat_middeler






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