2015/1 – Kai S. Scheunemann

Mein Stammtisch, die 7 Todsünden und ich

Mein Stammtisch,  die 7 Todsünden und ich
Da sitzen wir also wieder zusammen in der Kneipe, mein Männerstammtisch: ein Investmentbanker, ein Gärtner, ein Ex-Polizist, zwei Frührentner, noch ein Banker, ein Unternehmensberater, ein Beamter, ein Arbeitsloser, ein Werbeprofi, ein Angestellter und ich. Eine himmlisch bunte Truppe, die sich da seit zwei Jahren alle 14 Tage donnerstags trifft.

Zurzeit beschäft igen wir uns mit den „7 Todsünden“ – Wollust, Völlerei, Neid, Wut, Gier, Geiz, Faulheit. Mithilfe eines Tests haben wir herausgefunden, was „unsere Todsünde“ ist. Nun sprechen wir darüber, wie wir die Lebensenergie, die hinter dieser Sünde brodelt, zum Wohl der Gemeinschaft einsetzen können – und wo wir am verwundbarsten sind.

„Meine größte Verwundbarkeit ist die Wollust“, sagte einer frei heraus. „Aber wusstet ihr, dass das Wort Wollust von ,Wohl-Lust‘ stammt? Dass hinter dieser Todsünde eine Lebensenergie steckt, die einer Gemeinschaft  Intimität, Nähe und Wärme schenken kann und sie inspiriert? In meiner Jugend habe ich diese Energie unterdrück und verdrängt. Und weil das nicht funktioniert, habe ich später Kompromisse gemacht. Jetzt will ich diese Energie nutzen, um Mauern zwischen Menschen niederzureißen. Und dieser Gruppe mal mehr Intimität, Nähe und Wärme zu geben. Also, Männer: Hosen runter! Alle eure Todsünden auf den Tisch!“ Alle lachen. Die Gespräche werden tiefer. Der Wirt schenkt eine letzte Runde Apfelwein aus.

„So ist Kirche“, denke ich, „was für ein Geschenk, Teil einer solchen bunten Gemeinschaft zu sein.“ „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“ (Römer 15,7) ist die Jahreslosung für 2015. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Jahr die Schönheit einer Gemeinschaft  erleben, in der Sie angenommen werden, so wie Sie sind. Und dass Sie in Ihren Häusern, Gemeinden, Kneipen, Arbeitsstellen solche Oasen der Annahme schaffen, in denen Jesus durchscheint.