2016/2 - Ellen Nieswiodek-Martin

Anvertraute Träume

Anvertraute Träume
Vor 13 Jahren traf ich eine wichtige Entscheidung: Ich sagte eine Stelle im Gesundheitswesen ab, für die ich an einem langen Auswahlverfahren teilgenommen hatte und nun eine Zusage hatte. Ich fand kein inneres Ja zu der Aufgabe. Stattdessen fragte ich bei einem Magazin an, ob ich dort ein journalistisches Volontariat in Teilzeit machen dürfe. Das war schon eine gewagte Sache, denn Zeitungsredaktionen bieten üblicherweise nur Ausbildungsplätze in Vollzeit an. Teilzeitstellen gibt es kaum.

Warum sagte ich eine (scheinbar) sichere Stelle ab? Weil ich tief in mir den Wunsch hatte, das Schreiben zu meinem Beruf zu machen. Eine Stimme in meinem Inneren sagte mir: Versuche es doch wenigstens. Mehr als ein Nein zu hören kann nicht passieren. Tagelang schlich ich um das Telefon herum, suchte die richtigen Worte, traute mich nicht, die Tasten zu drücken. Die ganze Idee schien mir zu gewagt. Ich beschloss, alles in Gottes Hand zu legen und einfach anzurufen. „Die Idee hat Charme“, sagte der Redaktionsleiter und forderte mich auf, meine Bewerbungsunterlagen einzusenden. Nein, es war nicht so, dass man mir den roten Teppich auslegte und die journalistische Welt auf mich wartete. Es war ein holpriger und anstrengender Weg, auf dem noch etliche Steine herumlagen. Aber mehrere Monate und viele Gebete später bekam ich die Stelle.

Diese Entscheidung hat dazu geführt, dass ich heute, 13 Jahre später, die Redaktion der Zeitschrift LYDIA leiten darf. Davon hätte ich nie zu träumen gewagt. Es ist ein großes Privileg und Geschenk. Damals traute ich mich, diesen Schritt zu gehen, weil ich das Vertrauen hatte, dass Gott einen guten Plan für mich hat. Dass er mich den richtigen Weg führen wird. Wohin er mich aber noch führen wird, das konnte ich damals nicht absehen. Als ich vor zehn Jahren Elisabeth Mittelstädt, die Gründerin und langjährige Herausgeberin von LYDIA, für einen Artikel interviewen durfte, beeindruckte mich ihre Lebensgeschichte tief. Auch sie hatte vor mehr als 30 Jahren einen Traum: Sie wollte eine Zeitschrift gründen, in der Frauen sich gegenseitig ermutigen und stärken und von ihren Erfahrungen mit Gott erzählen. Elisabeth Mittelstädt erlebte Steine auf ihrem Weg. Krankheit; chronische Schmerzen; Menschen, die ihre Idee ablehnten. Aber sie ließ sich nicht entmutigen. Sie hörte auf die Stimme in ihrem Inneren. Und sie war davon überzeugt, dass es Gott war, der ihr diesen Traum gegeben hatte.

Dass wir in diesem Jahr den 30. Geburtstag von LYDIA feiern, ist nur möglich, weil eine Frau im Vertrauen auf Gott ihrem Traum gefolgt ist. Inzwischen hat LYDIA Tausende von Frauen in über 100 Ländern ermutigt und im Glauben bestärkt. Elisabeth Mittelstädts Traum ist Wirklichkeit geworden. Was würde wohl passieren, wenn Hunderte Frauen und Männer es ihr nachmachen würden? Eines ist sicher: Sie würden die Welt verändern!