2016/1 - Elisabeth Büchle

Du bist nicht allein

Gedanken zur Jahreslosung 2016

Du bist nicht allein
Leider erinnere ich mich nicht daran, wie oft ich in die Arme meiner Mutter geflüchtet bin. Ich war ein wildes Mädchen mit verrückten und gefährlichen Ideen, von denen ich viele in die Tat umgesetzt habe. Unzählige Male bin ich blutend und verschrammt nach Hause gekommen. Als Teenager war ich, was andere Menschen anbelangte, verschreckt und unbeholfen. Darum bin ich gelegentlich angeeckt. Auch deshalb habe ich sicher häufiger einmal Trost bei meiner Mutter gesucht. Als fünffache Mutter weiß ich inzwischen, was es heißt, Trost und Aufmunterung zu schenken, ein Kind in den Arm zu nehmen, um zu zeigen: Du bist nicht allein. Wie oft habe ich tröstende Worte gesprochen, Zusammenhänge erklärt, versucht, Verständnis zu wecken, zum Weitermachen angespornt oder einfach nur mitgeweint. Irgendwann entwachsen unsere Kinder dem Bedürfnis, „in die Arme der Mutter zu flüchten“, obwohl es natürlich Ausnahmen gibt, je nachdem, was ein Kind erleiden muss. Und dabei hören wir Eltern doch nie auf, mit unseren Kindern mitzuleiden. Wir möchten sie gern beschützen, aufmuntern, trösten ...

Aber können wir das nicht nur, wenn wir selbst gehalten werden? Wo suche ich Trost? Gut, ich habe einen Ehepartner, der wunderbar Trost zusprechen kann. Doch er ist auch nur ein Mensch, sodass sich hier die Frage wiederholen lässt: Wo sucht er Trost? Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet, heißt es im Buch Jesaja. Gott spricht uns nicht nur zu, dass wir bei ihm Trost suchen können, vielmehr sagt er uns, dass er uns trösten will und wird! Wo könnten wir einen tieferen Trost finden als bei dem, der uns geschaffen hat, der uns genau kennt, der uns unendlich liebt und bei dem ohnehin alle Fäden unseres manches Mal nicht einfachen Lebens zusammenlaufen? Wer weiß besser als Gott, was wir in unseren traurigen und verzweifelten Stunden brauchen? Warum also suchen wir so oft woanders Trost, ringen mit uns selbst, bleiben lieber verstört und ungetröstet, unbeschützt und allein, als uns in die Arme Gottes zu werfen – vertrauensvoll wie ein Kind bei seiner Mutter (oder seinem Vater)? Bei ihm dürfen wir still werden, getröstet und beschützt. Er wartet mit weit ausgebreiteten Armen auf uns. Kommen Sie mit?