Minka wächst als Halbwaise in bescheidenen Verhältnissen auf und muss von klein auf hart arbeiten. Ein Ausflug an den See ist für sie das Highlight ihres Sommers - bis sie dort von einem fremden Mann vergewaltigt wird. Niemandem erzählt sie davon und hofft, dass "es" dadurch verschwindet. Doch einige Monate später entdeckt ihre Mutter ihr Geheimnis - Minka ist schwanger. In jener Zeit, kurz vor der Weltwirtschaftskrise, waren ledige Mütter stigmatisiert, erst recht, wenn sie so jung waren. Deshalb bekommt Minka ihr Kind weit weg von ihrer Heimat, im „Haus der Barmherzigkeit“. Von der ersten Minute an liebt sie ihre Tochter über alles und möchte sie auf keinen Fall wieder hergeben. Als sie sich schließlich doch zur Adoption durchringt, weil sie das Beste für ihr Kind möchte, ist sie todunglücklich. Es dauert sehr lange, bis sie den Verlust überwindet. Doch auch danach vergisst sie ihr Kind nie. Fast 20 Jahre lang schreibt sie Briefe an das Heim für ledige Mütter, immer in der Hoffnung, etwas über ihre Tochter zu erfahren. Doch das Einzige, was sie hat, ist das Foto, das auch auf dem Cover des Buchs zu sehen ist.
Mit dem Tod des Stiefvaters ändert sich die Lebenswelt von Minka und ihrer Familie. Sie lernt einen jungen Mann kennen, heiratet, bekommt Kinder, arbeitet und füllt Ehrenämter aus - doch nie erlischt die Liebe zu ihrer erstgeborenen Tochter. Sie betet täglich für sie, ohne auch nur das geringste Lebenszeichen von ihr zu haben. Ganz selten streut die Autorin (eine Enkelin von Minka) Parallelen ein - Zeiten und Orte, an denen Mutter und Tochter sich nahe waren, ohne es zu wissen. Schließlich betet Minka mit 94 Jahren ein besonderes Gebet: Einmal nur möchte sie ihre Tochter noch sehen.
Der zweite Teil des Buchs beginnt mit einem Bericht über das Leben von Minkas Tochter. Sie hatte ein Leben, wie ihre Mutter es sich erträumt hatte, mit liebevollen Eltern, einer guten Ausbildung, sie einem guten Mann und lieben Kindern - und sie stellte sich nie die Frage nach ihrer leiblichen Mutter. Doch als sie selbst schon Großmutter war, änderte sich das. Und Minkas Wunder geschah ...
Cathy LaGrow hat viel recherchiert und ihre Großmutter genauestens befragt, um das Buch so authentisch wie möglich zu schreiben. Trotzdem liest es sich nie wie ein trockener Tatsachenbericht, sondern bleibt immer gefühlvoll. Natürlich sind Beginn und Ende des Buchs am bewegendsten, dazwischen lebt Minka ein normales Leben, mit Höhen und Tiefen, auch einigen schrecklichen Erlebnissen, aber nichts, was normalerweise Bücher füllt. Trotzdem fiebert man mit und möchte gerne wissen, wie es dazu kommt, dass Mutter und Tochter sich doch noch treffen. Wer vorab die Bilder in der Mitte des Buchs betrachtet, kann die Neugier schon teilweise stillen.
Minkas Liebe zu ihrem Kind, die so stark ist, dass sie fast 80 Jahre lang für es betet, ohne ein Lebenszeichen zu erhalten, ist der Grund für dieses Buch. Es zeigt, das Heilung nach einem Missbrauch möglich ist, und dass man nie die Hoffnung aufgeben sollte. Minkas Gebet und ihre Liebe hatten eine sichtbare Wirkung im Leben ihrer Tochter, auch ohne dass diese davon wusste. Minka ermutigt uns, weiterzubeten und weiterzulieben, auch wenn keinerlei Veränderung in Sicht ist.
Eine atemberaubende Geschichte, deren Ende - von dem hier nur der Anfang verraten wurde - einfach nur verblüfft.