2014/2 - Ellen Nieswiodek-Martin

Vertrauensmuskeln stärken

Vertrauensmuskeln stärken
Schon von klein auf brauchen wir Mut: den Mut, Mamas Hand loszulassen und die ersten wackeligen Schritte zu gehen. Mut, alleine die Rutsche hinunterzusausen. Mut, im Kindergarten alleine zu bleiben. Mut, in einer Gruppe die eigene Meinung auszusprechen. Mut, über den Glauben zu reden. Mut, eine ungewöhnliche oder unbequeme Entscheidung zu treffen.

Mutig sein bedeutet, die Angst wahrzunehmen, aber uns nicht von ihr beherrschen zu lassen. Natürlich kann Angst ein gesundes Warnsignal sein – etwa bei Glatteis oder Gewitter: Achtung, es wird gefährlich! Aber im Alltag ist es oft eine andere Angst, die uns lähmt: die Angst vor Unbekanntem, vor der Meinung anderer, die Angst zu scheitern oder abgelehnt zu werden. Deshalb entscheiden sich Menschen meistens für etwas, das ihnen vertraut erscheint. Psychologische Studien bestätigen das. Scheinbar sitzt die Furcht vor dem Fremden – aber auch vor Veränderung und Risiko – tief in uns Menschen.

Eine meiner mutigsten Entscheidungen traf ich vor über zehn Jahren: Ich fragte bei einem Magazin an, ob ich – damals fünffache Mutter – dort ein journalistisches Volontariat in Teilzeit machen dürfe. Tagelang schlich ich um das Telefon herum, suchte die richtigen Worte. Diese Ausbildung gibt es normalerweise nicht als Teilzeitangebot. War die Absage nicht schon klar? Ich beschloss, alles in Gottes Hand zu legen und einfach anzurufen. „Die Idee hat Charme“, sagte der Redaktionsleiter und forderte mich auf, meine Bewerbungsunterlagen einzusenden.

Es war noch ein holpriger Weg, auf dem einige Steine herumlagen. Aber ich bekam die Stelle. Diese Entscheidung hat dazu geführt, dass ich heute für das Frauenmagazin LYDIA arbeite. Ein Pastor sagte kürzlich: „Indem wir immer wieder üben, Gott zu vertrauen, stärken wir unseren Vertrauensmuskel.“ Trainieren Sie mit?