Am Sonntagmittag spürte ich davon jedoch wieder wenig. Ich hatte einen Gottesdienst gestreamt, in dem es um die Kraft des Glaubens ging, und darum, dass wir manchmal bewusst die Heilung „in Anspruch nehmen müssen“. Glauben ist ein Geschenk. Und Jesus selbst arbeitet an ihm. Ja, das glaube ich. Und doch gibt es Momente wie diesen, in denen es mich frustriert, nicht „größer glauben“ zu können.
Plötzlich klingelt mein Handy: Eine ältere Dame, die ich kürzlich kennengelernt habe und die in meiner Wahrnehmung nur so vor Glauben und Hoffnung strotzt, ist dran – und berichtet mir von Zweifeln. Ich bin baff. Weil sie ausgerechnet jetzt anruft. Und vor allem, weil ich nicht gedacht hätte, dass eine Glaubensheldin wie sie auch solche Momente kennt. Sie erzählt, dass ihr die Geschichte mit der Brotvermehrung nachgehe: Wir können Jesus nur das bringen, was wir gerade haben. Das gilt auch für den Glauben, wird uns beiden da bewusst. Am Ende beten wir gemeinsam, halten Jesus unseren Senfkornglauben hin.
Und plötzlich ist da wieder der Glaube in meinem Herzen, dass das genügt. Und dass Gott mich im Blick hat. Auch jetzt. Ich lege auf, und mein Blick fällt auf zwei Bilder, die ich kürzlich gemalt habe: Der auferstandene Jesus mit der offenen Wunde in der Seite und einer Hand, die ihren Finger hineinlegen muss. Und Jesus, der über die Schulter schaut, weil er eine Berührung an seinem Gewand spürt – von der blutflüssigen Frau mit dem festen Glauben, dass das ausreicht, um heil zu werden.
Manchmal habe ich selbst diesen kühnen Glauben, manchmal muss ich „den Finger in die Wunde legen“. Doch immer schaut Jesus mich voller Erbarmen und Liebe an. Er, der Anfänger und Vollender meines Glaubens. Er, den ich nicht lasse. Bis er mich segnet.