Lothar Kosse im Interview

Prophecies - Sein viertes Instrumental-Album

Lothar Kosse lässt auf „Prophecies“ die Instrumente sprechen. Von der orchestralen Bearbeitung des Chorals Ich steh an deiner Krippen hier bis zum bluesigen Twinkle, präsentieren Lothar Kosse und seine Musiker ein facettenreiches Instrumental-Album. Jedes Lied eine kreative Einladung, Gott zu begegnen.

Prophecies - Sein viertes Instrumental-Album
Lothar Kosse
Lothar, wie kam es zu dieser CD?

Ich wollte schon seit langem wieder mal eine rein instrumentale CD machen. In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder solche Projekte gemacht und für mich ist das ein Riesenspaß. Ein musikalischer Jungbrunnen gewissermaßen. Gitarre spielen ist nach wie vor meine größte Leidenschaft und ich fand es war höchste Zeit auch wieder einmal auf einem Album etwas mehr Raum dafür zu schaffen. Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich mir dann bewusst Zeit dafür genommen und angefangen, für diese neue CD zu schreiben. Aber, wie es dann so ist, es kommt immer wieder noch ein Projekt dazwischen und so hat es etwas länger gedauert, bis das Album dann endlich fertig wurde.

Du hast deiner CD einen spannenden Titel verpasst: „Prophecies“. Warum?

Ich kam auf den Titel „Prophecies“, weil die Songs auf dieser CD genau das sind: Kleine Funken aus dem Himmel, die wir auffangen durften, während wir unsere Instrumente spielten. Nicht mehr und nicht weniger. Viele Melodien sind spontan entstanden, einfach so vor Konzerten, beim Jammen mit Freunden oder beim abendlichen Spielen in meinem Studio. Sie sind mir quasi zugeflogen und eigentlich musste ich sie nur noch einfangen. Ich kann mich in diesem Zusammenhang an eine interessante Situation vor ein paar Jahren erinnern. Wir waren beim Soundcheck vor einem Worship-Konzert und ich habe einfach angefangen eine kleine Akkordmelodie vor mich hin zu spielen, die mir in dem Moment grade eingefallen war. Die Band ist dann spontan mit eingestiegen und je länger wir spielten, desto schöner wurde die Musik. Wir haben so eine ziemlich lange Zeit improvisiert, einfach weil es so schön war. Die Zuhörer kamen schon rein und irgendwie entstand eine wunderbare Atmosphäre, die für alle im Raum sehr besonders war. Der Soundcheck war eigentlich viel intensiver als das Konzert selbst. Nebenbei bemerkt ist der Song „Prophecy“ aus dieser Jamsession entstanden. Solche Momente liebe ich. Wenn man keine Worte mehr findet, um etwas auszudrücken, dann fängt die Musik an. Wahrscheinlich ist sie uns deshalb gegeben. Eine der wichtigsten Regeln bei allen Aufnahmen für diese CD war: Jeder sollte endlich einmal wieder das spielen dürfen, was ihm wirklich am Herzen liegt. In aller Freiheit, ohne Beschränkungen und kommerzielles Ansinnen, vielmehr aus dem Geist heraus, einfach aus der Freude am Leben und der Kreativität, die uns gegeben wurde. Im Alten Testament wird das interessanterweise genauso beschrieben. Die Leviten, praktisch die „Profimusiker“ in Israel, „prophezeiten“ oder anders übersetzt „sie spielten geisterfüllt auf ihren Instrumenten“. Das ist wahrscheinlich die ursprüngliche Idee des Jazz und aller improvisierten Musik.

„Wenn man keine Worte mehr findet, um etwas auszudrücken, dann fängt die
Musik an." Lothar Kosse



Welche Musik erwartet den Hörer?

Als ich dann über die CD nachdachte, hatte ich einen bestimmten Sound im Ohr. Sehr offen, ehrlich, voller Leidenschaft, handgespielt von erstklassigen Musikern, die in der Lage sind ihrer Kreativität in den Songs viel Raum zu geben. Es gibt nicht viele Musiker, die das können und es braucht sehr viele Jahre an Erfahrung und innere Leidenschaft dazu. Stilistisch ist es gar nicht so einfach zu beschreiben. Es gibt Rock-, Blues- und Jazz-Elemente, aber der Song und die Melodie stehen immer im Vordergrund, auch wenn viel improvisiert wird. Die Songs auf dieser CD spiegeln ganz viele Facetten des Lebens wider. Mal voller Drive und Kraft. Mal zart und ehrfurchtsvoll. Mal fröhlich, mal nachdenklich. So wie in den Psalmen, wo jede Form menschlicher Emotion vorkommt. Das macht Musik für mich aus.

An den Drums begleitet dich Nir Zidkyahu und am Bass Abraham Laboriel Sr. Seit wann kennt ihr euch? Und was ist euer gemeinsames Anliegen für dieses Projekt.

Bei jeder CD Aufnahme ist der Drummer für mich mein wichtigster musikalischer Partner. Ich muss mit ihm auf der Gitarre „reden“ können und er muss mich in meinem Spiel nach vorne treiben. Der Groove ist das innere Wesen jeder Musik. Und ohne Rhythmus zerfällt jede Musik und endet im Chaos. Rhythmus fängt bei unserem eigenen Herzschlag an und reicht bis in die entferntesten Galaxien. Das ist etwas Wunderbares. Als ich mit meiner Familie in Schweden im Urlaub war, hörten wir auf einer Autofahrt eine CD von John Mayer, einem amerikanischen Songwriter. Was mich am meisten an der Musik faszinierte waren die Drums und da ich am Steuer saß, fragte ich meine Frau wer da so schön spielte. Sie schaute nach und sagte: „Nir Z spielt da.“ Diesen Namen hatte ich noch nicht gehört, aber den Jungen musste ich mir merken. Zwei Wochen später war ich mit meinem Freund und Produzenten Don Potter in Polen unterwegs und Don sagte so nebenbei: „Lothar, wenn du mal wieder so eine Instrumental-CD machst, denk mal an Nir Z. Ich habe grade mit ihm für Wynonna Judd (Countrystar aus Nashville) gearbeitet und ich glaube, dir würde gefallen, wie er spielt.“ Das war für mich Hinweis genug. Ich nahm Kontakt zu Nir auf und als er die Songs hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Ich bin dann mit meinem Sohn Simon in die Staaten geflogen und neben der Tatsache, dass wir als Vater und Sohn eine der schönsten Zeiten unseres Lebens miteinander verbracht haben, war die Session mit Nir wunderbar. Er hatte sich akribisch auf die Tracks vorbereitet, für uns eines der schönsten Studios in Nashville gebucht und wir hatten einen unglaublichen Spaß miteinander und an der Musik. Nir hat sofort verstanden, wie ich musikalisch ticke. Und manchmal wenn wir im Studio über die Tracks sprachen, haben wir uns ohne Absprache exakt die gleichen Drumfills vorgesungen. Nir ist jüdischer Herkunft und als Teenager in die Staaten gekommen. Er ist einer der wirklichen „modernen Leviten“, die der Musik neuen Drive geben. Ich finde, das kann man auf jedem dieser Songs hören.

Da ich die Musik sehr reduziert im Trio aufnehmen wollte, war die Entscheidung, wer den Bass spielt von sehr großer Bedeutung. Ich habe über viele Bassisten nachgedacht, aber am Ende kam nur einer in Frage: Abraham Laboriel Sr. Ich durfte mit ihm schon in früheren Jahren auf Aufnahmen zusammenarbeiten und wurde von ihm und seinem Freund Justo Almario eingeladen, eine Tournee mitzuspielen. Abraham ist einer der liebenswürdigsten Menschen auf diesem Planeten und ein unfassbar guter Bassist. Er hat auf tausenden Alben gespielt, mit fast allen namhaften Weltstars gearbeitet und gilt als „The Most Recorded Bassplayer In The World“. Eine Stunde nachdem ich ihn angefragt hatte, kam die Antwort: „Aber klar mein Freund, ich bin dabei.“ Abraham hat ein Rhythmusgefühl, das absolut einmalig ist. Ein Takt ist für ihn nicht eine musikalische Zeiteinheit. Ein Takt ist für ihn eine Welle. Und genau so fühlt sich sein Bassspiel an. Wie ein Surfer, der über die Wellen reitet und dabei nicht eine Millisekunde das Gleichgewicht verliert. Das ist so schön. Für mich ist es eine große Ehre mit Abraham spielen zu dürfen. Jedes Mal wenn ich sein Spiel höre, bin ich dem Himmel ein Stück näher.

Lothar, deinen Namen verknüpft man sofort mit beliebten deutschen Lobpreis-Liedern, wie Groß ist unser Gott und Wunderbarer Hirt. Du komponierst aber auch reine Instrumental-Stücke. Mit „Prophecies“ veröffentlichst du bereits dein viertes Instrumental-Album. Wann ist bei dir Zeit für Lobpreis-Lieder und wann für Instrumental-Musik?

Wie heißt es so schön: Alles hat seine Zeit. Irgendwie mag ich beides: Das einfache, schlichte Lied und auch die freie Improvisation, die keine musikalischen Grenzen kennt. Ich persönlich kann das auch nicht voneinander trennen, weil beides für mich in die gleiche Richtung geht. Die Musik kommt von Gott und sie geht zu Gott und es gibt unzählige Formen und Weisen, sich ihm gegenüber  auszudrücken. Das ist doch auch das Schöne an der Musik und an der Anbetung. Niemand hat irgendwann aus dem Himmel gesprochen und festgelegt: Wenn du es so und so machst, dann ist es Anbetung. Wir möchten dieses schöne Geschenk am liebsten in eine Box pressen, aber Gott wohnt nicht in Boxen. Und wenn wir meinen, wir hätten ihn „eingeboxt“, dann ist er schon längst wieder weg.

Was hat dich begeistert, das Lied Ich steh an deiner Krippe hier, neben all deinen selbstkomponierten Liedern einzuspielen?

Oh, ich liebe dieses Lied. Ich kann es zu jeder Jahreszeit singen. Der Text und auch die Melodie gehört mit zum Schönsten, was unser Land hervorgebracht hat. Es ist so schlicht und doch so groß. Deshalb musste es unbedingt mit auf diese CD. Ganz einfach gespielt. Nur eine Gitarre, ein Flügel und ein kleines Orchester. Ich habe mir sehr viel Mühe damit gegeben. Auch um zu zeigen, dass unser deutsches Musik-Erbe auch heute noch eine sehr große Bedeutung hat, was man hierzulande vielleicht manchmal vergisst.

Gibt es eine spezielle Botschaft, die du mit „Prophecies“ transportieren möchtest?

Botschaft klingt immer sehr bedeutsam und wichtig. Wenn Botschaft, dann vielleicht die: Es macht Spaß, seiner inneren Spur zu folgen und Gottes Welt mit etwas Schönem zu bereichern. Nichts anderes habe ich mit dieser CD versucht. Und das allein ist vielleicht schon genug.


Prophecies

Was kommt heraus, wenn drei Weltklassemusiker gemeinsam an einem Herzensprojekt arbeiten? Ein Album, das die ...

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