John Ortberg im Interview

Weltbeweger

John Ortberg war Pastor der Willow Creek Gemeinde in Chicago, dann zog er mit seiner Familie an die Westküste der USA. Er ist ein begnadeter Schreiber und geht in seinem neuen Buch der wichtigsten Frage überhaupt nach: Jesus - wer ist dieser Mensch?

Weltbeweger
John Ortberg

Gerade ist Ihr neues Buch erschienen. Was können Sie uns darüber sagen?

Das Buch trägt den Titel „Weltbeweger. Jesus – wer ist dieser Mensch?“. Ich habe einmal zu diesem Thema einen Vortrag gehalten. Es ging dabei um die weitreichenden Auswirkungen, die Jesus auf die Menschheitsgeschichte hatte. Niemals zuvor habe ich so viel Resonanz auf einen Vortrag bekommen wie auf diesen.

Die meisten Menschen haben überhaupt keine Vorstellung davon, welchen Einfluss Jesus auf unsere Geschichte gehabt hatte – nicht nur auf die Kirchengeschichte oder die Religion im Allgemeinen, sondern genauso auf Bereiche oder Themen wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Menschenwürde, Abtreibung, Bildung und Kunst oder die Wertschätzung von Tugenden wie Vergebung und Demut. Es ist geradezu gigantisch, wenn man sich anschaut, welchen Einfluss Jesus auf die Entwicklung unserer Kultur gehabt hatte.

Es ist geradezu gigantisch, wenn man sich anschaut, welchen Einfluss Jesus auf die Entwicklung unserer Kultur gehabt hatte.



Sie sind ein beliebter Redner, der die einzigartige Fähigkeit besitzt, tiefgehende theologische Wahrheiten persönlich, verständlich und zugleich herausfordernd zu vermitteln. Was ist Ihr Geheimnis?

Weltbeweger

Buch - Gebunden

Jesus Christus hatte einen gewaltigen Ein?uss auf die Menschheit ? auf ihre Geschichte, ihre Entwicklung, ihr ...

12,99 €
Inkl. 7% MwSt., zzgl. Versandkosten

Nicht lieferbar

Vielen Dank – was Sie beschreiben, strebe ich tatsächlich an. Ich betrachte mich selbst dabei aber eher als Vermittler: Ich lerne, lese und recherchiere gerne. Insbesondere mag ich Bücher, die sich mit theologischen Themen und der Veränderung von Menschen beschäftigen. Leider sind viele der wirklich guten Bücher über menschliche Veränderungsprozesse schwer verständlich. Mir macht es Freude, Dinge, die ich bei der Beschäftigung mit diesen Themen gelernt habe, so weiterzugeben, dass sie herausfordernd und zugleich leicht verständlich sind.

Ein wesentliches Element in Ihren Büchern und Predigten ist Ihre Erzählkunst. Warum vertrauen Sie so stark auf die Kraft einer guten Geschichte?

Nun, Jesus hat eine Menge Geschichten erzählt – und er ist doch jemand, den man sich gut zum Vorbild nehmen kann. Man verwendet Geschichten und Erzählungen, weil damit Bedeutungen leichter vermittelt werden können. Dr. Brené Brown, ein Professor an der Universität von Houston, sagt: „Geschichten sind Informationen mit Gefühl.“. Geschichten und Erzählungen helfen uns, das große Ganze zu verstehen – was es bedeutet, ein Mensch in Gottes Universum zu sein.

Sie bauen auch gern Humor in Ihre Vorträge und Predigten ein. Wie hilft das den Zuhörern, die eigentliche Botschaft zu verstehen?

Freude ist eine Frucht des Heiligen Geistes (Galater 5,22+23) und häufig sogar ein Gebot in der Bibel: „Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke“ (Nehemia 8,10). Ich glaube, Menschen haben einen intensiven, gottgegebenen Hunger nach Freude. Wir fühlen uns zu etwas oder jemandem hingezogen, das bzw. der Freude ausstrahlt, denn Gott hat uns so geschaffen. Humor ist ein Weg, der es Gott erlaubt, tief in unsere Seelen vorzudringen.

Echte, wahrhaftige Freude erkennt man an ihrer Fähigkeit, mit Schmerz umzugehen. Es gibt einen Grund, warum Schmerz so wehtut: Wir wurden so gut geschaffen, dass wir immer, wenn Schmerz auftritt, gleich merken, „Hier stimmt etwas nicht.“. Wir erkennen, dass dieser Schmerz nicht das ist, wozu wir geschaffen wurden. Alles wurde gemacht, um unglaublich gut zu sein. Und Humor und Freude spiegeln die Natur Gottes wieder.

Ihre neue Aufgabe in der Menlo Park Presbyterian-Gemeinde gibt Ihnen die Möglichkeit, sich mehr auf das Schreiben zu konzentrieren. Worin liegt für Sie der Unterschied zwischen der klassischen Predigt und dem geschriebenen Wort?

Da gibt es zunächst einmal viele Überschneidungen. Wenn ich etwas lese, denke ich: „Wie kann diese Information an andere weitergegeben werden? Welche Bilder oder Gedanken könnten das Leben von anderen verändern oder ihr Herz weicher werden lassen? Welches Beispiel oder welches Sinnbild kann helfen, um diese ganz spezielle Wahrheit zu verdeutlichen?“ Ich liebe es, etwas Neues zu lernen, in meinem eigenen Leben anzuwenden und es dann an andere weiterzugeben.

Geschichten sind Informationen mit Gefühl.



Beim Schreiben freue ich mich riesig, wenn ich einen richtig guten Satz zu Papier gebracht habe. Gott hat jedem von uns bestimmte geistliche Gaben, Leidenschaften oder Talente mitgegeben. Wir erfahren „Gott-gegebene-Freude“, wenn wir uns in dem Bereich einbringen, den Gott für uns vorgesehen hat. Für mich ist das dann der Fall, wenn ich Wörter finde, die kreativ, frisch und wahr sind. Wörter, die das auf den Punkt bringen, von dem ich glaube, dass Gott es mir zur Weitergabe anvertraut hat. Das bereitet mir Vergnügen. Ich erlebe dann ganz tiefe persönliche Erfüllung. Bücher zu schreiben gibt mir genau diese Möglichkeit.

Ich erlebe aber auch beim Predigen diesen besonderen Moment, wenn Lehrer, Zuhörer und Heiliger Geist irgendwie „zusammenspielen“. Diese Augenblicke beinhalten für mich eine heilige Lebendigkeit. Und wenn das passiert – und ich mich dann bewusst darauf einlasse – dann sind das unglaublich lebensspendende Erfahrungen.

Schon beim ersten Mal, als ich bei Willow gepredigt habe – und seitdem immer wieder – haben mir   die Zuhörer ein enormes Geschenk gemacht: ihren Hunger danach, mehr zu erfahren, mehr zu lernen, aber auch  ihre Bereitschaft, ein offenes Herz für das zu haben, was Gott ihnen sagen möchte. Was für ein Geschenk für jeden Prediger und Lehrer! Und am besten ist es, wenn einem die Zuhörer das Gefühl vermitteln: „Wir wollen lernen, wir wollen herausgefordert werden, wir wollen berührt und gepackt werden!“ Jedes Mal, wenn ich bei Willow predige, hilft es mir, ein besserer Lehrer und Prediger zu werden.

Noch eine persönliche Frage: Wie sieht Ihr Leben im Moment aus?

Nancy und ich genießen gerade einen wunderbaren Lebensabschnitt. Wir haben viel Freude aneinander. Inzwischen sind wir wirklich an der Westküste der USA angekommen. Im August 2013 sind es schon 9 Jahre – so lange war ich damals auch bei Willow. Wir lieben es, zusammen im Dienst zu stehen und uns gegenseitig zu unterstützen.

Unsere drei Kinder Laura, Mallory und Johnny stehen mittlerweile auch auf eigenen Beinen. Laura ist verheiratet und wird im Herbst ihr Studium beginnen. Mallory arbeitet für einen Verlag und lebt etwa 30 Minuten von uns entfernt. Johnny hat gerade seinen Abschluss am Westmont College gemacht.

© Mit freundlicher Genehmigung von Willow Creek Deutschland, 2013

Hier geht es zur Leseprobe.

John Ortberg spricht auf dem Willow Creek Leitungskongress 2014 in Leipzig. Weitere Infos unter www.willowcreek.de/leitungskongress

Übrigens: John Ortberg ist mehrmals wöchentlich mit seiner Predigtreihe im Fernsehen bei ERF1 zu sehen. Genaue Termine unter www.erf.de