Ein Wechselbad der Gefühle

Was für ein Buch! Der neue, preisgekrönte Roman von Chris Fabry beschert dem Leser ein Wechselbad der Gefühle. Er berührt zutiefst und ist gleichzeitig sagenhaft spannend. Während der Lektüre fragt man sich ständig, wie die Story wohl ausgehen wird – aber alle selbst erdachten Szenarien verpuffen angesichts der furiosen letzten Kapitel. Lesen Sie hier mehr über die Hintergründe ...

Ein Wechselbad der Gefühle
Chris Fabry


Lieber Herr Fabry, Ihr neuester Roman Mehr als mein Herz dreht sich um so schwierige Themen wie Spielsucht, Todesstrafe und Organspende. Woher kam die Inspiration für dieses Buch?

Meine Geschichten erwachsen meist aus einem realen Hintergrund. Ein Freund von mir arbeitet bei einem Nachrichtensender und machte eine Reportage über einen Todeskandidaten aus South Carolina. Er begleitete ihn über mehrere Jahre und das hat seine Sicht auf die Todesstrafe sehr verändert. Er hat mir oft davon erzählt. Dann haben wir Freunde, deren Sohn einen schweren Herzfehler hat. Und Leute mit Eheproblemen und Abhängigkeiten kennen wir alle nur zu Genüge oder haben sogar selbst damit zu tun. Die Geschichte spiegelt also viele Aspekte des wahren Lebens wieder.

Die Hauptperson, Truman, ist spielsüchtig, und Sie schildern sein Verhalten beinahe beklemmend realistisch. Haben Sie auch schon Erfahrungen mit einer Suchtkrankheit gemacht?

Ich habe noch nie eine offizielle Diagnose vom Psychologen bekommen oder so etwas, aber sind nicht die meisten Menschen von irgendetwas abhängig? Wir klammern uns an die Hoffnung, dass irgendetwas Äußerliches uns glücklich machen kann, uns ein gutes Gefühl gibt. Ich habe so etwas auf jeden Fall schon mit Essen und auch mit Sport versucht. Das klingt natürlich viel akzeptabler als eine Spiel- oder Drogensucht, aber in vieler Hinsicht ist es genau das Gleiche, auch wenn die Folgen vielleicht nicht so schnell und so schlimm zu spüren sind. Alles, was wir missbrauchen, um uns zu betäuben und das wahre Leben auszublenden, kann uns binden, abhängig machen und von Gott wegführen.

Was würden Sie Lesern sagen, die mit einem Suchtproblem zu kämpfen haben oder mit einem Suchtkranken zusammenleben?

Zu dem Süchtigen selbst würde ich sagen: Es gibt Hoffnung für dich! Gott bietet jedem an, ihn zu heilen und zu befreien, wenn derjenige es will. Meist passiert das in einem langsamen Prozess, manchmal auch über Nacht. Aber es gibt immer Hoffnung!

Zu den Angehörigen würde ich sagen: Versuchen Sie durchzuhalten und den Betroffenen weiter zu lieben. Manchmal kann das allerdings bedeuten, die Person ziehen zu lassen. Liebe kann hässlich aussehen und sich kein bisschen liebevoll anfühlen.

Mehr als mein Herz

Buch - Klappenbroschur

Truman Wiley war einmal ein erfolgreicher Journalist und Kriegsberichterstatter. Doch inzwischen lebt er getrennt ...

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Was hat Truman in sein Suchtverhalten getrieben?

Truman hat auf jeden Fall eine Prädisposition zum Suchtverhalten. Andererseits geht es ihm wie den meisten Leuten: Je mehr Stress, Angst, Schmerz und Enttäuschungen man hinnehmen muss, desto stärker wird der Wunsch nach etwas, das diese negativen Gefühle abmildert und den Schmerz betäubt. Manche Menschen suchen Zuflucht bei Alkohol oder Drogen, andere in Sex und im Spielen, wieder andere beim Essen. Alles, was Schmerzbetäubung verspricht, kann zu einer Sucht werden. Ich bin kein Psychologe, aber ich habe oft beobachtet, wie Abhängigkeiten auf diesem Nährboden gediehen sind, auch wenn die Ursachen natürlich tiefer liegen.


Ihre eigene Familie hat ja in den letzten Jahren auch Einiges mitgemacht. Würden Sie uns ein wenig von Ihren Kämpfen und Neuanfängen erzählen?

Wir sind im Jahr 2000 in ein Haus in Colorado gezogen. Unser absolutes Traumhaus. Kurze Zeit später entwickelten gleich mehrere Familienmitglieder unerklärliche Gesundheitsprobleme – Atemwegserkrankungen, Krampfanfälle, Ohrgeräusche und einen völlig untypische Diabetes Typ 1. Schließlich entdeckten wir Schimmel in einer der Badezimmerwände. Der wurde entfernt, aber anscheinend nicht fachgerecht, denn unsere Probleme verschlimmerten sich immer mehr. Endlose Rechtsstreitigkeiten und Arztbesuche folgten, es war unendlich frustrierend und traurig. Nicht zuletzt mussten wir unsere beiden geliebten Familienhunde einschläfern lassen. 2008 haben wir das Haus schließlich fluchtartig verlassen, buchstäblich mit nichts als den Kleidern, die wir am Leib hatten. Doch leider mussten wir einige bleibende Schäden hinnehmen. Es war eine schlimme Zeit, und am schwersten war es, unsere Kinder leiden zu sehen. Doch wir durften auch erleben, wie Gott uns trotz allem getragen hat.

Wie die Hauptpersonen im Buch konnten auch Sie ja nicht viel tun, um Ihren Kindern zu helfen – ist das in das Buch eingeflossen?


Oh ja. Ich kann mich sehr gut in Trumans Wunsch hineinversetzen, einfach vor diesem ganzen Mist davonzurennen. Auch die Freundschaft mit einer Familie, deren kleiner Sohn einen schweren Herzfehler hat, und ihre Kämpfe haben mich viel darüber gelehrt, was man in einer solchen Situation empfindet.

Wie stehen Sie zum Thema Organspende?

Ich habe gelesen, dass in den USA etwa 70-80 Organtransplantationen durchgeführt werden – auf der anderen Seite sterben täglich 18 Menschen, die vergeblich auf ein Spenderorgan gewartet haben. Da könnte also noch viel Gutes getan werden, auch wenn das Thema natürlich schwierig und umstritten ist. Aber auch interessant. Ich habe mich mit Menschen unterhalten, die ein Spenderorgan im Körper haben. Es ist ganz erstaunlich, wie sehr sich deren Leben verändert hat.

Was hoffen Sie, den Lesern durch Mehr als mein Herz zu vermitteln?


Dass die Liebe alles überwindet. Dass alles, was im Verborgenen geschieht, eines Tages ans Licht kommt. Dass Gott unermüdlich um unsere Herzen wirbt und wir ruhelos sind, bis wir unsere Ruhe in ihm finden. Dass es bei Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt, selbst für total verkorkste Typen wie Truman, die sich ihre eigene Moral zurechtgestrickt haben.

© Gerth Medien 2014 / ChrisFabry.com

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