Thomas Franke im Interview

Was wäre, wenn?

Thomas Franke hat eine besondere Begabung. Was passiert, wenn er dieser Begabung Raum gibt, kann man in seinem Fall in die Hand nehmen. Entstanden ist ein knapp 600 Seiten starker Roman über den Fall der Menschheit. Und über den Weg zurück ins Paradies. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten.

Was wäre, wenn?
Thomas Franke

„Der Spiegel des Schöpfers“ ist ein atemberaubender Roman geworden. Wie können wir uns die Entstehung eines Buches bei Ihnen vorstellen?

Zunächst einmal – vielen herzlichen Dank für den ersten Satz! Die Entstehung eines Buches ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Zuallererst gibt es meist eine Idee – sie beginnt mit der Frage: „Was wäre, wenn?“ An dieser einen Frage entspinnt sich dann der weitere Plot. Oft habe ich auch schon sehr früh ein Bild für den Beginn des Romans im Kopf. Einmal war sogar zuerst das Bild da und dann entstand die Romanidee. Der nächste wichtige Schritt ist die Entwicklung der Figuren. Auch hier ist die Frage „Was wäre, wenn?“ der Schlüssel. Zum Beispiel: Was wäre, wenn eine erfolgreiche und im Privatleben eher oberflächliche junge Ärztin mit Ereignissen konfrontiert wird, die ihr ganzes Leben aus der Bahn werfen und alles infrage stellen, was ihr bislang völlig selbstverständlich erschien …

Woher nehmen Sie die Ideen für die tiefsinnigen Geschichten, die Sie erzählen?

Die Ideen für Geschichten entwickeln sich oft aus meinen eigenen Fragen. Für mich ist es wichtig, in der Auseinandersetzung mit den Geheimnissen des Lebens und des Glaubens eine Ahnung von der Wirklichkeit zu bekommen, die tiefer geht als das, was wir vor Augen haben. In „Das Tagebuch“ war es unter anderem die Frage nach dem Verhältnis von Zeit und Ewigkeit, die mich auf eine innere Reise geschickt hat.

In „Der Spiegel des Schöpfers“ versuche ich, diesem geheimnisvollen und schrecklichen Ereignis ein wenig mehr auf die Spur zu kommen, das in der Theologie als Sündenfall bezeichnet wird.



Bei all diesen Ideen ist es mir jedoch sehr wichtig, mir bewusst zu sein, dass all dies nur vage Versuche sind, ein wenig mehr von der Wirklichkeit zu erfassen. Ich halte es für gefährlich, wenn wir versuchen, die gewaltige Dimension der letzten Dinge in unsere kleinen Gehirne zu stopfen. Deshalb ist „Der Spiegel des Schöpfers“ auch keine pseudowissenschaftliche Abhandlung, sondern in erster Linie eine spannende Geschichte, die mit einigen Ideen spielt und vielleicht dazu anregt, eine uralte biblische Geschichte in neuem Licht zu betrachten.

Der Spiegel des Schöpfers

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Der Gedanke mit dem Spiegel ist genial: Wie sind Sie darauf gekommen?

Es waren im Wesentlichen zwei Physiker, die mich auf diese Spur brachten. In eine spannende Geschichte verpackt, entstand aus diesen Ideen „Der Spiegel des Schöpfers “.

Die christlichen Inhalte sind sehr einfühlsam in die Handlung eingebettet. Haben Sie bestimmte Personen vor Augen, wenn Sie Ihre Geschichten zu Papier bringen?

Wenn ich mir die Leserinnen und Leser meiner Bücher vorstelle, dann habe ich Menschen vor Augen, die offen sind für Fragen, egal, ob sie gläubig sind oder atheistisch geprägt. Ich wünsche meinen Lesern das, was ich mir selbst wünsche: mich selbst ein bisschen weniger wichtig zu nehmen und Gottes Realität ein wenig mehr in Betracht zu ziehen.

Wer ist für Sie ein Vorbild im Glauben?

Das ist eine Frage, die ich gar nicht so einfach beantworten kann. Denn es gibt viele Menschen, von denen ich gerne lernen würde. Beispielhaft nennen könnte ich Dietrich Bonhoeffer, C. S. Lewis und jenen namentlich unbekannten Mann, der im Markusevangelium, Kapitel 9, Vers 24 beschrieben wird.

Und warum?

Dietrich Bonhoeffer ist für mich ein Vorbild, weil er seinen Glauben auch in den schwierigsten Zeiten konsequent lebte und sich nicht vor der Verantwortung drückte. C. S. Lewis lehrt mich, dass Denken und Vertrauen keinesfalls Gegensätze sind, sondern eng zusammengehören.

Am nächsten fühle ich mich aber jenem Mann aus dem Markusevangelium, der seine eigene innere Widersprüchlichkeit ehrlich zum Ausdruck bringt und sich damit an Jesus klammert: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“



Das ist keine wohldosierte, intellektuelle Ambivalenz, sondern Ausdruck einer authentischen Beziehung, die sich auch in Momenten größten Zweifels und größter Verzweiflung zeigt.

Auf Ihrer Webseite ist zu lesen, dass Sie „bei einem sozialen Träger für Menschen mit Behinderung“ arbeiten. Und dass Sie zwei Kinder haben. Da stellt sich die Frage: Wann finden Sie die Zeit, all Ihre Gedanken zu Papier zu bringen?

Jeden Dienstag zwischen 8:15 Uhr und 14:30 Uhr. Seit 2013 habe ich meine hauptberufliche Tätigkeit reduziert und einen Tag in der Woche Zeit, mich dem Schreiben zu widmen (wenn meine Jungs in der Schule bzw. im Kindergarten sind). Darüber hinaus bleibt mir noch in den frühen Morgenstunden an freien Tagen Zeit, wenn der Rest der Familie schläft.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

© Gerth Medien 2014

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