Interview mit Christoph Zehendner

Begegnungen mit Menschen sind mir wichtiger als jede CD

Ein Mann des Wortes: Der Liedermacher, Journalist und Moderator Christoph Zehendner nutzt Worte wie Bausteine. Er schafft aus ihnen Lieder, die Kunstwerke sind. Die Inspiration zu seinem neuen Album stammt aus dem Propheten-Buch Jesaja. Sein neues Album hat Christoph Zehendner „ganz bei Trost“ genannt.

Begegnungen mit Menschen sind mir wichtiger als jede CD
Christoph Zehendner
Christoph, bist du „ganz bei Trost“?

Ach, gelegentlich halten manche mich vielleicht für „nicht ganz bei Trost“ und wundern sich über Dinge, die ich sage oder tue (lacht). Ich nutze diese Wendung hier anders und sage mit einem Augenzwinkern: „Ja, ich bin ganz bei Trost“. Ich weiß, wo ich Trost finden kann. Ich stütze mich dabei auf die Jahreslosung für 2016, wo Gott sagt „Ich will euch trösten so, wie eine Mutter tröstet“. Ein starker Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja. Ich will ihn ernstnehmen und erleben.

Das Lied zur Jahreslosung 2016 wurde dann auch der Titelsong deines neuen Albums „ganz bei Trost“. Brauchst du Trost?

Wer bräuchte nicht immer mal wieder ein gutes Wort, eine Ermutigung, einen Menschen, der zuhört? Ich glaube, alle Menschen brauchen Trost. Mal mehr, mal weniger. Ich nehme mich da kein bisschen aus. Was mich an der Jahreslosung (aus Jesaja 66,13) begeistert: Da ist die Rede von der mütterlichen Seite des guten Vaters im Himmel. Mich bewegt dieser Satz. Deswegen habe ich das ganze Album nach diesem Lied benannt.



Das Buch „Jesaja“ dient dir für die neuen Songs als Quelle der Inspiration. Was fasziniert dich an den Texten dieses alten Propheten-Buches?

Ich lese schon lange die Bibel und habe deshalb viele Jesaja-Texte im Ohr und im Herzen. Aber ich entdecke beim bewussten Lesen  immer wieder Neues und fühle mich wie ein Anfänger auf Entdeckungsreise. Jesaja spricht Klartext, sieht Probleme und Schwierigkeiten realistisch und schildert sie ungeschminkt. Aber er ist auch von Hoffnung und Gottvertrauen durchdrungen. Seine Zuversicht steckt an.  Und so fühle ich mich von seinen Worten einerseits verstanden. Und andererseits gestärkt und ermutigt.

Wie entstand die Idee, ein ganzes Album diesem biblischen Buch zu widmen? 

Gemeinsam mit meinen kreativen Freunden Heiko Wolf und Manfred Staiger bin ich einmal im Jahr während der Allianzgebetswoche im Januar zu einer besonderen Tournee unterwegs. Im Tourbus reden wir oft stundenlang über Themen, die uns beschäftigen. Dabei sind wir auf Jesaja gestoßen. Stück für Stück habe ich mich eingearbeitet, mich mit Kernsätzen Jesaja beschäftigt und mich zu den Songs inspirieren lassen.

Beim Titel „Sein Licht“ beschreibst du, dass Gottes Licht in die Dunkelheit hineinbricht. Hast du schon einmal erlebt, dass Gottes Licht in deinem Alltag einen Unterschied gemacht hat?

Gute Frage, aber schwer zu beantworten. Ich erlebe in manchen schwierigen Lebenslagen, dass sich in die negativen Gefühle auch Positives mischt. Ein gutes Wort, eine unerwartete positive Nachricht, ein lieber Gruß aus der Ferne, manchmal noch viel mehr, was sich gar nicht ausdrücken lässt. Je älter ich werde, desto offener werde ich für solche Lichtblicke. Und sage von Herzen „Gott sei Dank“ dafür.

„Ans Ziel“ beschreibt das Leiden der Menschen – aber auch das Leiden Jesu. Wie entstand dieses Lied?

Seit Jahren bin ich in den  Tagen vor Osten mit einem Passionsprogramm unterwegs. Dabei lese ich die starken Worte aus Jesaja 53 über den leidenden Knecht Gottes. Dieser Text ist Jahrhunderte vor dem Leiden und Sterben Jesus entstanden, aber er beschreibt es so detailliert, dass ich es kaum fassen kann. Und er deutet an, warum Jesus diesen Weg für uns geht. Das habe ich versucht, in meine eigenen Worte zu fassen. Die wunderbare Melodie, die Manfred Staiger dazu gefunden hat und das einfühlsame Arrangement von Peter Schneider machen daraus für mich den inhaltlichen Höhepunkt des Albums.

Mir gefällt der aktuelle Bezug bei „Ein Stück Heimat“. Niemals zuvor in der Geschichte gab es so viele Flüchtlinge ...

Als ich dieses Lied im Studio in Siegen bei den Bandaufnahmen sang, waren gerade wieder große Pegida-Demonstrationen auf den Straßen mancher Städte unterwegs. Bei allem Verständnis dafür, dass man die Flüchtlingspolitik kritisieren kann und darf: Jesaja erinnert uns daran, dass wir eine Verantwortung für Schwache, Arme und eben auch fremde Menschen haben. Ich finde es beschämend, dass manche Zeitgenossen Flüchtlingsunterkünfte anstecken und mit Naziparolen beschmieren. „Teile dein Brot mit dem Hungrigen und lade den ins Haus ein, der elend dran ist“, mahnt Jesaja. Was für eine Herausforderung!

Du bist sehr viel zu Konzerten, Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen unterwegs. Nicht nur in Deutschland. Das ist vielleicht mitunter auch ermüdend. Was motiviert dich, Konzerte zu geben?

Spielst Du auf meine 54 Jahre an (lacht)? Weil ich mich halbwegs regelmäßig bewege und zum Beispiel auch während Touren immer mal wieder joggen gehe, verfüge ich über eine ganz gute Kondition. Wir können ja mal gemeinsam laufen gehen, wenn du möchtest (lacht). Im Ernst: Die persönliche Begegnung mit Menschen ist mir wichtiger als jede CD und jedes Buch, die ich veröffentliche. Ich bin seit Jahrzehnten unterwegs, um zu singen, zu predigen, Menschen Impulse für ihren Glauben zu geben. Das ist eine Berufung Gottes, die ich sehr ernst nehme. Und eine Aufgabe, die mich selbst sehr erfüllt.

Natasha Hausammann singt bei einigen Songs mit. Wer sind die Instrumentalisten?

Meine Freundin Natasha gehört zu den vier „Textkritikern“, die sich intensiv mit meinen Textentwürfen beschäftigt haben. Und dann hat sie sich über Wochen mit meinen Songs auseinandergesetzt und sie durch ihre einzigartige Stimmfarbe bereichert. Für mich eins der schönsten Geschenke auf diese CD. Grandios ist für mich auch die Arbeit der beteiligten Musiker, die  Produzent Peter Schneider ausgewählt hat. Erfahrene Studioprofis, die sich allesamt mächtig reingekniet und meine Lieder zu ihren gemacht haben. Dirk Benner am Piano, Daniel Jakobi am Schlagzeug, Matthias Gräb am Bass. Dazu für ein-zwei Stücke Ebi Rink am Akkordeon, Eugen Wall am Sopransax, Dale King an der Mouthharp, Jördis Tielsch mit ihrer Geige und natürlich immer wieder der einfühlsame Peter Schneider an verschiedensten Gitarren, an der Ukulele und und und. Vielfalt und Kreativität pur, du kannst dich darauf freuen.

ganz bei Trost

Audio - CD

Die zwölf neuen Lieder von Christoph Zehendner tun gut, fordern heraus, machen Mut und trösten. Der Journalist, ...

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In welcher Besetzung kann man dich live erleben?

Das ganze Jahr über spiele ich „ganz bei Trost“-Songs zusammen mit meinen Pianisten- und / oder Gitarristen in unterschiedlichen Besetzungen. Schau einfach mal auf meiner Homepage nach, wann ich mal bei dir in der Gegend bin. Oder lade mich in deine Gemeinde ein.

Vielen Dank für das Gespräch.

(c) Fotos: Sergej Falk.