Interview mit Dania König

Über die Kraft der Dankbarkeit

Wir sind schon mittendrin: Im „Jahr der Dankbarkeit“. Impulse und gute Gedanken, die dankbar stimmen – ein Jahr lang. Dania König hat mit befreundeten Musikern neue Lieder geschrieben, für die wir ebenfalls dankbar sind. Wir haben der Künstlerin einige Fragen gestellt.

Über die Kraft der Dankbarkeit
Dania König

Liebe Dania, gibt es etwas, für das Du jetzt gerade dankbar bist?


Wo soll ich anfangen? Oder besser: Wo soll ich aufhören?  Wenn ich anfange,  aufzuzählen, wofür ich dankbar bin, wird es schwer, ein Ende zu finden. Und du hast ja sicher noch andere Fragen ...

„Mit jedem Atemzug“ erzählt ein ganzes Album lang über ein bestimmtes Thema: „Dankbarkeit“. War es für Dich irgendwann eintönig, darüber zu schreiben?

Oh nein! Ganz im Gegenteil. Anfänglich hatte ich Sorge, ob ich genügend Songs zusammen bekomme. Ob die Themen der Songs nicht zu eintönig werden. Aber nachdem ich einmal angefangen hatte, mich mit dem Thema zu beschäftigen und einige Lieder geschrieben hatte, bemerkte ich, wie viele Aspekte die Dankbarkeit hat. Wie weit sie reicht. Welche Tiefe sie beinhaltet. Welche Kreise sie zieht. Ich hätte wahrscheinlich noch viel mehr Songs schreiben können.



Dankbarkeit bringt alles zum Leuchten.




Warum glaubst du, steckt Kraft in einer dankbaren Haltung?


Dazu habe ich drei Gedanken:

Zunächst einmal  das Zitat: „Dankbarkeit bringt alles zum Leuchten“ von Bruder David Steindl-Rast, ein Experte auf dem Gebiet der Dankbarkeit. Es ist wahr, dass eine dankbare Haltung das ganze Leben verändert. Je mehr man nach Dingen sucht, für die man dankbar sein kann, umso mehr nimmt man wahr. Diese Wahrnehmung hilft, im Moment zu leben. Sich bewusst zu sein, was man gerade tut, erlebt, sieht, hört, riecht und schmeckt. Eine innere Haltung der Dankbarkeit lässt – und das hat auch die jüngere Psychologie herausgefunden – uns subjektiv  besser fühlen, weniger depressiv sein und weniger Stress empfinden. Doch jetzt geht es weiter: Wer sich diese dankbare Haltung zu Eigen macht, eine Haltung, die sagt Alles ist Geschenk, der fragt sich wahrscheinlich relativ schnell: Was mache ich denn mit den Geschenken, die mir so gar nicht gefallen? Kann ich dafür dankbar sein? Und wer einmal ausprobiert, auch für das, was wir subjektiv als schlecht empfinden, danke zu sagen, der wird herausfinden, dass Zweierelei passiert: einmal stärkt es sein Vertrauen zum Geber der Geschenke, und zum zweiten: Er urteilt nicht mehr so schnell.

Mit jedem Atemzug

Passend zum "Jahr der Dankbarkeit" haben Dania König, Jörn Schlüter und andere bekannte Songwriter feine, poetische ...

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Kann eine Schachtel voll Dunkelheit wirklich auch ein Geschenk sein?


Ich vermute stark, ja. Das Annehmen eines ungewollten Geschenkes, das „Danke dazu sagen“, ist eine Art Akzeptanz einer schwierigen Situation, die unendlich viel Wert sein kann. An schwierigen Geschenken wachsen wir am meisten. Darin liegt eine ungeheure Kraft.

Der dritte Grund, warum ich von Kraft spreche im Zusammenhang mit Dankbarkeit: Wer wirklich dankbar ist, der muss weitergeben. Der kann die Geschenke nicht einfach für sich behalten. Und wird so Teil eines unendlichen Kreislaufs.

Kannst du ein paar Sätze sagen zum Titelsong Mit jedem Atemzug?

Dieses Lied beschreibt genau diesen Kreislauf, den ich gerade erwähnt habe. Die Natur macht es uns vor: Alles wird umgewandelt und wiederverwendet, nichts ist überflüssig. Die Erde, die Pflanzen – sie nehmen, wandeln und geben. Wer etwas in Dankbarkeit empfängt, der kann meiner Meinung nach auch gar nicht anders als Weitergeben. Wie die Luft, die wir automatisch ein-  und ausatmen, so kann es mit dem Segen sein, den wir empfangen: „Mit jedem Atemzug fließt Segen in mich hinein. Lass mich mit jedem Atemzug ein Segen für diese Welt sein“.

und zu ... Drei Dinge?

Als ich anfing, mich mit dem Thema Dankbarkeit zu beschäftigen, habe ich es mir zum Ritual gemacht, jeden Abend meine „Top 3“ des Tages aufzuzählen, für die ich dankbar bin. Ziemlich schnell merkt man, dass man mit drei Dingen nicht auskommt. Und ziemlich schnell merkt man auch, dass man viel wacher durch seine Tage geht, weil man darüber nachdenkt, ob man dies oder jenes abends aufzählen könnte. Man wird zum Forscher nach Gottes Geschenken, zum Spurensucher.

Bei uns zuhause wird dieses Ritual auch über weite Entfernungen praktiziert. Wir sind ja oft beruflich unterwegs. Da ist es schön, abends eine SMS mit den Top 3 des Tages des Partners oder der Kinder zu bekommen.



Wie kam es dazu, für das Album die befreundeten Musiker mit ins Boot zu holen? Wer ist dabei?

Allen voran mein lieber Freund und großartiger Kollege Jörn Schlüter. Ich bin großer Fan von dem, was er musikalisch so anstellt, und habe auf eine Gelegenheit gewartet, mit ihm zusammen zu schreiben und aufzunehmen. Ich schätze seine Arbeitsweise und seinen Input sehr, und bin deshalb sehr dankbar, dass wir dieses Projekt zusammen auf die Beine stellen konnten.

Marius Godhammer und Martin Denzin sind auch sowohl fantastische Musiker als auch enge Freunde. Sie wissen einfach immer genau, wie meine Lieder gespielt werden wollen. Es war klar, dass die beiden mit im Band-Boot sein müssen. Und dann natürlich die beiden Gastsongschreiber, Jens Böttcher und Mitch Schlüter. Beides wunderbare Menschen, die mit ihrer Musik und ihren Texten so viel Ehrlichkeit, Hoffnung und Liebe verteilen.

Du bist Mama von drei Kindern. Hast du von deinen Kindern etwas gelernt zum Thema Dankbarkeit?

Definitiv. Was ich an Kindern so schätze, ist das im Moment sein. Das vorbehaltlose Eintauchen in den Augenblick, ohne an vorher oder nachher zu denken, ohne zu hinterfragen und bewerten. Kinder können etwas genießen –  mit ganzem Herzen und allen Sinnen. Wir Erwachsenen denken ja oft schon beim Genießen an das Ende des Genießens. Das hemmt den Genuss, und damit die Dankbarkeit. Ich will mitlachen, wenn etwas schön ist und mitweinen, wenn etwas traurig ist. Dankbarkeit macht uns bewusst: Jeder Augenblick ist ein Geschenk. Jeder Augenblick birgt eine Gelegenheit. Dies zu begreifen und zu nutzen, das tun Kinder oft auf eine bewundernswert natürliche Art und Weise. Und dann: Kinder lieben, bevor sie die Worte dazu haben. Diese Liebe zeigt sich im Gefühl des Zusammengehörens, zeigt sich in Handlungen. Diese Liebe, die andere mit hineinnimmt, diese handelnde Liebe ist eine der schönsten Formen der Dankbarkeit.

Wie findest Du die Idee, ein ganzes Jahr unter dieses Motto zu stellen: „Jahr der Dankbarkeit“?

Toll! Die Beschäftigung mit diesem Thema im letzten Jahr hat für mich so viel verändert und kam genau zur rechten Zeit. Und nicht nur für mich. Ich spreche mit vielen Menschen darüber und nehme wahr, dass Dankbarkeit gerade in vielen Köpfen und Herzen ist, auf viele verschiedene Arten und Weisen. Und das Schönste ist: Ich bin mir sicher, dass es Kreise zieht, und nicht nach einem Jahr aufhört.

Die Liebe ist der rote Faden.



Welche Songs schreibst Du jetzt? Gibt es wieder einen roten Faden?

Ich glaube, der rote Faden ist immer die Liebe. Die sich in so vielen Dingen verbirgt, auf so viele Arten zeigt. Gott ist die Liebe. Und wer genau hinsieht, der kann sie überall entdecken. Und unendlich darüber schreiben
Und da ich glaube, dass Dankbarkeit mit der Liebe wächst, und Liebe mit der Dankbarkeit, kann ich in gewissem Sinne also sagen, dass ich immer noch über Dankbarkeit schreibe.

Was wünschst Du dir für die Songs auf diesem Album?

Dass sie berühren. Dass sie helfen, trösten, Hoffnung schenken, wach machen - was auch immer gerade gebraucht wird. Ich wünsche mir, dass sie zu einem Teil des Kreislaufs und damit zum Segen werden können: Zu einer Einladung zur Dankbarkeit.

Danke, liebe Dania, für das Gespräch.



Dania König auf der Musik Couch
Ein Interview zum Thema hat Dania mit Tobias Schier auf der Musik Couch geführt.
Am Ende des Talks singt sie  einen Song aus ihrem Album. Live.