Der Songpoet der leisen Töne

Andi Weiss und sein fünftes Solo-Album

Andi Weiss überzeugt einmal mehr mit neuen Liedern. „Laufen lernen“ heißt das Album mit 15 Songs. Im Interview erzählt er mehr darüber – und wir zeigen das neue Song-Video

Andi Weiss und sein fünftes Solo-Album
Andi Weiss
Mit Laufen lernen erscheint das fünfte Album von Andi Weiss. Seit seinem Debüt-Album hat sich der „Songpoet der leisen Töne“ kontinuierlich weiterentwickelt. Eine Vielzahl an Live-Auftritten in ganz Deutschland und seine Tätigkeit als Autor lassen den Bekanntheitsgrad des Münchner Diakons stetig wachsen. Andi Weiss schreibt und singt Geschichten. Aus dem eigenen Leben und dem Leben seiner Mitmenschen.

Lieber Andi ... „Und keiner sagt, es wird nur leicht –  bis man das große Ziel erreicht“, lautet eine Liedzeile in einem deiner neuen Songs. Erzählst du hier aus eigener Erfahrung? 

In dieser Liedzeile stecken für mich mehrere Wahrheiten, mit denen ich mich täglich neu herausfordern lassen muss: Das Leben hat seine tragischen und brüchigen Momente. Niemand geht nur im Sonnenschein durchs Leben. Jeder Mensch hat eine Ahnung, davon, was es bedeutet, zu scheitern, der eigenen Angst zu begegnen, sich mit seinen Ecken und Kanten auseinanderzusetzen, Fehler zu machen, schuldig zu werden, sich blutige Nasen zu holen – und daran manchmal schier zu verzweifeln. Aber es gibt eben ein großes Ziel im Leben. Damit meine ich gar nicht zuerst jenseitige Ziele über den Tod hinaus ... Ich glaube, es gibt auch im hier und jetzt große Ziele, die es zu erreichen gilt. Der österreichische Psychotherapeut und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl hat einmal von der tragischen Trias gesprochen: „Leid – Schuld – Tod.“ Diese drei Dinge betreffen jeden Menschen. Frankl sagt, das heilsame und sinnvolle Lebensziel sei es, „Leid in Leistung, Schuld in Wiedergutmachung und das Wissen um den eigenen Tod, in ein verantwortliches Handeln zu verwandeln.“ 

Empfindest du dein Leben generell als eher leicht – oder eher als schwierig? 

Gegenfrage: Welcher Radausflug ist schöner? Der im leichten Gang um den Block? Oder, der im schweren Gang, über Berge und durch Täler, nach dem man dann verschwitzt die Kleider vom Leib streift und die Dusche springt und sich auf den Muskelkater am nächsten Tag freut. Gut, wer mich kennt, weiß, dass dieses sportliche Beispiel nicht ganz authentisch ist. (lacht) Aber im übertragenen Sinn glaube ich, dass es keine wirkliche Lebenserfüllung gibt, wenn man sich immer nur den leichtesten Weg durchs Leben aussucht. Der schon eben zitierte Victor Frankl hat einmal gesagt: „Wenn ein Mensch den ganz persönlichen Sinn für sein Leben entdeckt hat, wird er darin nicht nur glücklich – sondern auch leidensfähig“. Das ist der entscheidende Unterschied. Nietzsche sagt einmal: „Wer ein Warum zum Leben hat, der erträgt fast jedes Wie“. Ich erlebe in der Begleitung mit anderen Menschen oft ein fehlendes Warum. Letztlich gibt es aber keinen anderen Lebensweg als den eigenen.

Aber um die Frage zu beantworten: Ich empfinde mein Leben bestimmt nicht als „un-anstregend“, aber ich entdeckte dafür im Gegenzug so viele Momente und Begegnungen, die mich dafür belohnen, nicht den einfachsten Weg eingeschlagen zu haben.



Ein Thema, das auf dem Album immer wieder auftaucht, ist das „Weitermachen“. Hinfallen scheint okay zu sein  Aufstehen und weitergehen ist entscheidend. Liegt darin ein Geheimnis?

Bei der Fußballweltmeisterschaft vor einigen Jahren begeisterten mich die Südafrikaner. Kurz vor dem Eröffnungsspiel sah man die Mannschaften aus dem Bus steigen. Die Mexikaner stiegen siegessicher und konzentriert aus ihrem Transportmittel. In der vollen Gewissheit, dass sie der Fleiß und die Konzentration, das Training der letzten Wochen und der Wille zum Sieg, sie weit bringen können. Dann kam der Mannschaftsbus der Südafrikaner. Man sah schon von außen durch die Scheiben, dass in dem Bus kräftig getanzt wurde. Die Türen öffneten sich und dann tanzten die Spieler aus dem Bus. Man spürte keine Aufregung, fühlte keine Angst. In einem Interview sagte der Trainer: „Wir tanzen immer! Wir tanzen vor dem Spiel um uns warm zu machen! Wir tanzen in der Pause um die Spannung zu halten! Und wir tanzen nach dem Spiel – erst recht dann, wenn wir verloren haben!“

Was ist dein Anliegen hinter der Geschichte?

Ich wünsche mir und uns allen eine gesunde Kultur des Scheiterns. Wenn ich mir überlege, in welchen Momente des Lebens ich reifen und mich weiter entwickeln durfte, dann sind das die Momente, in denen ich gescheitert bin, versagt habe, anderen Menschen und mir selbst nichts Gutes getan habe. Doch, ohne diese scheinbar „unschönen“ Momente, wäre ich nicht der Andi Weiss, der ich heute bin. Ich glaube, jede schwierige Erfahrung des Lebens stellt die große entscheidende Frage: „Lasse ich mich gehen – oder lerne ich jeden Tag wieder neu laufen?“ Dafür brauchen wir gute Wegbegleiter, Ermutiger, Menschen die sich nicht daran ergötzen, dass andere scheitern, sondern einem aufhelfen, stärken, an einen glauben.

Warum hast du „Laufen lernen“ als Album-Titel gewählt?

Ich wollte mir auf dieser CD musikalische Gedanken über Aufbrüche, Abbrüche und Umbrüche machen. „Von den ersten Schritten bis zum letzten Gang“, lautete einer der Sätze, die ich mir zu Beginn der ersten Überlegungen auf ein großes Blatt Papier malte. Mitten in den ersten kreativen Schritten der neuen CD kreuzte dann ein positiver Schwangerschaftstest unser Leben und dann war der Titel klar: „LAUFEN LERNEN“. Der Titel passt zu diesem Album aber auch noch in einem anderen Sinn: Zum ersten Mal habe ich die Titel der CD selbst arrangiert und produziert. Dabei habe ich großartige Unterstützung von verschiedenen Menschen bekommen, die mir beim Laufen lernen als Produzent mit viel Geduld und Kompetenz zur Seite standen. 



Ich bring dich durch den Sturm ist eine schöne Zusage für alle, die vielleicht gerade mit hohen Wellen kämpfen und dabei sogar Wasser geschluckt haben. Was hat dich zu diesem Lied bewegt?

Als ich vor fast zehn Jahren anfangen habe, musikalisch die ersten Soloschritte zu gehen, habe ich mir zwei Sätze aufgeschrieben, die mir wichtig waren. Meine Zielgruppe sollten Menschen sein, die sich im Leben schon eine blutige Nase geholt haben. Und ich wollte diese Menschen nicht nur unterhalten, sondern etwas mitgeben.

In der Auseinandersetzung mit mir und der Begleitung anderer Menschen, erlebe ich oft wie Menschen voller Angst erstarren, anstatt mutig ihre Wege zu gehen. Ich möchte mit meinen Liedern, Menschen die Angst nehmen. Nicht, durch oberflächliche „rosarote Brille“-Songs, sondern mit tiefgründigen Zusprüchen und lebensnahen Worten, die aufrichten und nicht hinrichten. Das lese ich auch aus jeder der Jesus-Geschichten heraus. Irenäus von Lyon hat 120 nach Christus folgenden Satz gesagt: „Die Herrlichkeit Gottes ist der aufrecht gehende (der nach oben blickende) Mensch“. Ich glaube, wenn es gelingt, dass ein Mensch die Angst vor Gott verliert, dann verliert er auch die Angst vor dem Tod und somit auch die Angst vor dem Leben. An einer solchen aufbauenden und „Menschen-wertschätzenden Maßnahme“  möchte ich gerne meinen kleinen, aber feinen Beitrag leisten.

Hast du Angst davor, innerlich stehen zu bleiben?

Ich glaube die Angst wäre unbegründet. Als reisender Künstler, als Diakon, als Logotherapeut, als Ehemann, als Vater erlebe ich immer wieder Neues in meinem Alltag. Ich bin von Natur aus eher neugierig und habe ein Leben gewählt, das mich oft ungefragt zum Weitergehen zwingt. Nicht selten kommen da sehr spannende, kratzende, hinterfragende, unangenehme und knifflige Momente auf mich zu. Ich sage oft, die wichtigsten Begegnungen meines Lebens waren die erzwungenen Momente: Begegnungen, die ich mir nicht ausgesucht habe, Orte an die man nur ungern geht: ans Sterbebett, ins Krankenhaus. Ich habe immer wieder erlebt wie genau solche Sinnkrisen – sowohl bei mir, als auch bei anderen Menschen die ich begleite – manche Luftschlösser einstürzen ließ, um dann aber wieder ein Stück näher an der Realität, ein bisschen tiefer am Lebensgrund weitere Schritte im Lebenslauf zu wagen.

Laufen lernen

15 neue Songs von Andi Weiss mit tiefen Wahrheiten. Sie machen Mut, die Angst zu verlieren: Vor Gott. Vor dem Leben. ...

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Laufen lernen

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich, deine Musik und deine Geschichten.