Das war naheliegend, schließlich habe ich sogar eine Frauenzeitschrift nach ihr benannt, die 2016 ihren dreißigsten Geburtstag feiert. Es kam mir passend vor, eine christliche Frauenzeitschrift nach Lydia zu benennen, weil sie die erste Christin in Europa war. Der Prediger Charles Spurgeon sagte über sie: „Ich beneide sie fast darum, dass sie die Anführerin der europäischen Truppe werden sollte – und gleichzeitig freue ich mich darüber, dass eine Frau die Führungsposition übernahm und dass ihre ganze Hausgemeinschaft ihr auf dem Fuß folgte.“ Lydia hat uns ein erstaunliches Erbe hinterlassen. Sie zeigt uns, was passieren kann, wenn eine Frau Herz und Tür öffnet.
Sie haben auch eigene Erfahrungen eingestreut ...
In meinem Buch Größer als meine Träume erwähne ich das große gelbe Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Wir lebten in einem kommunistisch regierten Land. Meine Familie gehörte zu den ersten Christen in unserem Ort – so wie Lydia die erste Christin in Philippi war. Mein Opa beschloss, unser Haus als Gebetsstätte registrieren zu lassen. Unsere Geschichten gehen immer weiter, so auch meine. In diesem Jahr wurde auf unserem Grundstück ein christliches Freizeitheim gebaut – das erste in der ganzen Provinz. Die Erlaubnis dafür haben wir nur bekommen, weil das Haus vor sechzig Jahren als Ort des Gebets registriert worden war. Wenn Opa sehen könnte, was für ein Erbe er uns hinterlassen hat! Oft streuen wir Samen aus, ohne zu ahnen, was eines Tages daraus entstehen wird.
Und warum haben Sie Noomi und Ruth ausgesucht?
Das war Ihr Hochzeitsversprechen, nicht wahr?
Ja. Als ich 1972 in Vancouver heiratete, ahnte ich noch nicht, dass mein Mann mich um die halbe Welt schleppen würde! Von Ruth habe ich gelernt, wie man in der Fremde Freunde findet, wie man eine Freundin für Fremde wird und wie man sich an einem Ort zu Hause fühlen kann, an dem man nie zuvor gewesen ist. Unsere täglichen Entscheidungen sind wichtig – egal, ob groß oder klein. Gott hat auch für uns bedeutende Pläne, wenn wir ihm nachfolgen.
Die letzten beiden Frauen, über die Sie schreiben, sind Rahel und Lea …
Rahels Liebesgeschichte ist eine der schönsten der Bibel. Außerdem lernen wir von ihr einiges über Neid und Eifersucht – eine typische Frauenkrankheit! Zwischen Rahel und Jakob war es Liebe auf den ersten Blick. Sie war die Frau seines Herzens.
Wenn Rahel Jakobs große Liebe war, wie hat sich Lea wohl gefühlt?
Lea zeigt uns, wie man emotional in einer Welt überlebt, in der man nicht geliebt wird. Sie war ungeliebt, aber nicht ungesehen. Rahels „Schatz“ war wohl eher äußerlich, aber Leas „Schatz“ war in ihr selbst. Am Ende seines Lebens gab Jakob Anweisungen, wo er begraben werden wollte: nicht mit Rahel in Bethlehem, sondern mit Lea und seinen Vorfahren. Am Ende hatte Lea doch Jakobs Liebe gewonnen.
Oft streuen wir Samen aus, ohne zu ahnen, was eines Tages daraus entstehen wird.
Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis, wenn Sie Leas Geschichte betrachten?
Das Vermächtnis unseres Lebens lässt sich nicht allein an der kurzen Zeitspanne von ein paar Jahrzehnten auf Erden messen. Es geht weit darüber hinaus. Leas Geschichte – wie auch unsere – ist Teil von Gottes größerem Plan, ein Faden im Teppich der Ewigkeit, den er webt. Wenn wir eines Tages im Himmel ankommen, werden wir durch Perlentore gehen. Die Tore tragen die Namen der zwölf Stämme Israels. Die Hälfte der Tore wird die Namen von Leas Kindern tragen.
Sie sind in Ihrem Buch sehr offen, erzählen viel Persönliches. Dabei ermutigen Sie die Leserinnen, Gott zu vertrauen, auch wenn sie manches in ihrem Leben nicht verstehen. Was wünschen Sie den Leserinnen Ihres Buches?
Ich wünsche ihnen, dass sie erleben dürfen, wie Gott ihre Träume nimmt – auch die, die sie selbst vergessen haben – und sie auf eine Weise verwirklicht, die ihr Vorstellungsvermögen übersteigt. Ich wünsche ihnen, dass sie Gott vertrauen, sich von ihm leiten lassen und ihre Gaben gebrauchen, um ihre Familien, ihr soziales Umfeld und ihre Welt zu prägen.
© Gerth Medien 2016