Interview mit Thomas Franke

„Ein Buch, das mein Herz erobert hat und dort eine erstaunliche Kraft entwickelt. Ich finde, es hat Zehntausende Leser verdient! Der beste christliche Roman des Jahres.“ Das schrieb Bestsellerautor Titus Müller im Jahr 2010, als der Debütroman „Das Haus der Geschichten“ von Thomas Franke erschien. Seitdem hat das Buch weite Kreise gezogen und ist jetzt wieder lieferbar.

Interview mit Thomas Franke
Lieber Thomas, neben deinen aktuellen Romanen ist von dir auch eine Sammlungen mit lustigen Kurzgeschichten für Kinder erschienen. Womit beschäftigen du dich, wenn du gerade kein Buch schreibst oder an einer neuen Hörspielserie für Kinder arbeitest?

Ich bin hauptberuflich als Sozialpädagoge bei einem sozialen Träger zur Integration und Teilhabe behinderter Menschen tätig und kann mich nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Zuhause wird mir auch nicht so schnell langweilig, denn unsere beiden Söhne haben ausreichend Ideen, ihre Eltern zu beschäftigen. Ab und zu betreibe ich auch ein wenig Klettersport. Von daher komme ich gar nicht so viel zum Schreiben, wie ich gerne wollte.

Dein Roman Das Haus der Geschichten hat überaus positive Kritiken bekommen. Jetzt dürfen wir wieder eine Neuauflage in der Hand halten. Was bedeutet dir dieser Erfolg?


Ich freue mich sehr darüber, dass das Buch von so vielen Lesern positiv aufgenommen wird. Im Alltag fällt es mir nicht immer so leicht, das in Worte zu fassen, was mir wichtig ist. Deshalb ist es für mich jedes mal etwas ganz Besonderes, wenn ich die Rückmeldung bekomme, dass jemand durch Das Haus der Geschichten inspiriert, zum Nachdenken angeregt oder vielleicht sogar ein wenig ermutigt wurde.

Wen hatten du vor Augen, als du das Buch geschrieben haben?

Das Haus der Geschichten

Buch - Gebunden

Marvin lebt in Berlin, ist fast 30 Jahre alt, doch was er mit seinem Leben anfangen will, weiß ...

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Nicht lieferbar

Eine ganz bestimmte Zielgruppe hatte ich nicht vor Augen. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Menschen, für die Gott bisher ein Fremdwort war, durch Das Haus der Geschichten neugierig gemacht werden und wieder anfangen, Fragen zu stellen. Darüber hinaus liegen mir aber auch all die Menschen am Herzen, die sich in ganz ähnlichen Situationen wiederfinden, wie die Figuren des Romans. Also auch Christen, die immer wieder mit ihren Fragen und Zweifeln zu kämpfen haben, weil bestimmte Ereignisse ihre fest gefügten Glaubensfundamente auf einmal ins Wanken bringen.

Du scheinst ein großer Fan von Fantasy-Literatur zu sein. Welche Bücher und welche Autoren haben dich zu deinem Roman inspiriert?

Ich habe eine große Schwäche für dieses Genre. Die Fantasy-Begeisterung des erfolglosen Autors Marvin Heider trägt also durchaus autobiografische Züge. Das Haus der Geschichten ist allerdings nicht in erster Linie von der klassischen Fantasy inspiriert. In meinem Glauben und Denken haben mich die Bücher von C.S. Lewis sehr geprägt. Aber auch George MacDonald, C.K. Chesterton und Dietrich Bonhoeffer sind mir sehr wichtig. Bei den erzählerischen Aspekten waren sicherlich die ungeheure Fantasie eines J.R.R. Tolkien, die originellen Ideen eines Albrecht Gralle oder auch der Humor und die Warmherzigkeit eines Adrian Plass inspirierend.

Wie kann man biblische Botschaften überhaupt mit Fantasy verknüpfen? Widersprechen sich beide nicht eher?


Ein genereller Widerspruch ergibt sich meines Erachtens nur, wenn man glaubt, das Fantastische wolle die Realität abbilden. Aber genau das ist ja gar nicht die Intention der Fantasy. Im Grunde genommen hat dieses Genre sehr viel kindlich-verspieltes, so wie ein Kind, das ganz in seiner Fantasywelt versinken kann, aber keinerlei Probleme hat, die reale Welt der Schule, des Sports oder der Familie davon zu trennen.

Natürlich kann man in jedem Genre biblische und unbiblische Gedanken transportieren, in einem Krimi genauso wie in einem historischen Roman, in einen Fantasyromans ebenso wie in einem politischen Thriller. Die besondere Chance der Fantasy liegt in der großartigen Möglichkeit der Allegorie, wie ich finde. Nirgendwo sonst kann ich die Wahrheiten, Gefühle, Sehnsüchte und die Skurrilitäten unserer Welt so wunderbar in Bilder fassen, wie in diesem Genre.

In einer Welt, in der die Meinungen über die Kirche und die Christenheit oft so festgefahren sind, dass eine Begegnung mit Gott fast völlig verbaut scheint, kann die Geschichte des Löwen Aslan, der in Der König von Narnia sein Leben für den Verräter Edmund gibt, das Herz für die wahre Bedeutung von Ostern wieder öffnen. Ich glaube daher, es kann gar nicht genug fantastische Geschichten geben, die die großen Wahrheiten des Lebens in immer neue Bilder malen.


Marvin Heider, der Protagonist in deinem Buch, ist auf den ersten Blick ein Antiheld, der nur mit Mühe sein Leben meistert – was hat dich zu der Figur des Marvin Heider inspiriert?

Das ist eine wirklich gute Frage, über die ich erst einmal nachdenken muss. Die Figuren meiner Geschichten entstehen ja aus einem Sammelsurium der unterschiedlichsten Einflüsse. Eigene Erfahrungen fließen genauso ein, wie Erlebnisse aus meinem Bekanntenkreis finden sich in Marvins Charakterzügen und zum Teil auch ein wenig in seiner Geschichte wieder. Entscheidend sind aber, glaube ich, vor allem die kindlichen Aspekte, die in uns allen schlummern und die in Marvin besonders deutlich zur Geltung kommen, vor allem seine Ehrlichkeit und seine Fähigkeit, Fragen ernst zu nehmen und ihnen nachzuspüren.

In deinem Buch verwebst du mit wunderbarer Leichtigkeit Geschichten voller Fantasie mit den großen Fragen des Lebens. Inwieweit findest du im Glauben Antworten auf deine Lebensfragen?

Ehrlich gesagt, habe ich bisher nirgendwo sonst Antworten auf meine Fragen gefunden. Das mag natürlich auch an den Fragen liegen, zum Beispiel „Warum bin ich, wie ich bin?“, „Wie kommt es eigentlich, dass die Begegnung mit tiefer Schönheit Wehmut in mir weckt?“, „Woher kommt dieser seltsame Zwiespalt in mir, der meine guten Vorsätze regelmäßig scheitern lässt?“, „Warum bricht immer wieder diese tiefe, schwer greifbare Sehnsucht in mir aus, und es gibt nichts, dass sie dauerhaft stillen kann?“ Und letztlich auch: „Gibt es jemanden, der mich wirklich bis ins tiefste Innere kennt und trotzdem mag?“ Für mich ist die jedes Vorstellungsvermögen übersteigende, liebende Wirklichkeit Gottes der richtige Ort für all die verwirrenden und manchmal schmerzenden Fragezeichen in meinem Leben.

Am Ende findet der Hauptdarsteller Marvin zu Gott – wie können Christen der Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben begegnen?


Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich kompetent bin, diese Frage angemessen zu beantworten, aber ich kann zumindest meine Vermutungen äußern: Ich vermute, dass es wenig hilfreich ist, Fragen zu beantworten, die nie gestellt wurden. Vielleicht findet ja jemand, der nicht Christ ist, sein Leben sinnvoll. Dann wird ihn das von frommen Menschen präsentierte Sinnangebot wenig beeindrucken. Ich vermute, dass es vor allem auf eines ankommt: Den Menschen offen und ehrlich zu begegnen, mit den eigenen Fragen nicht hinter dem Berg zu halten und die Fragen seines Gegenübers ernst zu nehmen und zu durchdenken.

Als Paulus damals auf dem Areopag im antiken Athen zu den Griechen sprach, setzte er bei dem an, was die Leute damals dachten und empfanden. Er bezog sich auf ihren Altar für den unbekannten Gott und zitierte Erkenntnisse ihrer eigenen Dichter und Philosophen.

Ich glaube, dass jeder Mensch wie ein loses Puzzleteil ist, absolut individuell, aber auch unvollständig. Es kommt darauf an, dieses Puzzleteil behutsam zu behandeln, nicht mit Gewalt in eine bestimmte Form zu pressen, sondern genau jene Stelle zu finden, an denen Gott die Lücken füllen und das Bild vervollständigen kann.

Können deine Leser in Zukunft noch weitere Romane von dir erwarten?

Mein nächster Roman wird Anfang 2018 erscheinen und das darauf folgende Projekt ist bereits geplant. Also, solange Leserinnen und Leser Lust auf meine Bücher haben, sehe ich keinen Grund, mit dem Schreiben aufzuhören.

© Gerth Medien

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